Struwwelpeters Rückkehr
- Autor*in
- Enzensberger, Hans Magnus
- ISBN
- 978-3-446-26804-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Kuhl, Anke
- Seitenanzahl
- 48
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- Buch (gebunden)Comic / Graphic Novel
- Ort
- München
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 16,00 €
- Bewertung
Teaser
Dr. Hoffmann persönlich gibt sich die Ehre, wohlbekannte Gestalten und Geschichten aus seinem berühmten Bilderbuch in neuem Outfit vorzustellen. In gereimter Form gibt er Anweisungen und lässt ein turbulentes Theaterstück entstehen. Ausschließlich Kinder schlüpfen in die Hauptrollen und spielen dem erwachsenen Publikum die haarsträubenden Szenen in modernem Gewand auf der Bühne vor. Liebevoll gezeichnete Figuren mit hohem Wiedererkennungswert machen das Büchlein zu einem Spaß für Jung und Alt.
Beurteilung
Beurteilungstext
Das Struwwelpeter-Buch von 1845 mit seinen teils witzigen, teils furchteinflößenden Figuren wurde oft totgesagt und doch immer wieder seiner Zeit angepasst und zu neuem Leben erweckt. Zuletzt ist es sogar als Manga Comic erschienen. In Form eines ansprechend in Halbleinen gebundenen Büchleins stellt nun Hans Magnus Enzensberger seine Version gemeinsam mit Anke Kuhl als Zeichnerin vor. Der Psychiater und Autor Heinrich Hoffmann selbst erscheint in Wort und Bild auf einer Theaterbühne. Schon das farbige Bild auf dem Buchdeckel macht neugierig und weckt Lesefreude. Da ist vor dem Bühnenvorhang ein weißhaariger alter Herr mit Stock zu sehen, auf dessen Schultern ein pfiffiger Peter mit wilder Lockenmähne triumphierend die Finger zum Victory-Zeichen hoch streckt. Auch Paulinchen - augenzwinkernd - und eine ihrer Katzen schieben sich von rechts und links ins Scheinwerferlicht. In 16 Szenen stellen nach Hoffmanns Anweisungen 12 Kinder mit ihm gemeinsam ein Theaterstück dar. Keineswegs erhebt der Hauptakteur wie früher warnend den Zeigefinger, sondern gibt sich mitfühlend und ermutigend und spornt zum Widerspruch an. Wenn die Kinder in die Rolle von Erwachsenen schlüpfen, werden sie von der Illustratorin wie selbstverständlich zu zweit oder dritt übereinander gestapelt und passend kostümiert, um die Größenverhältnisse nachzuahmen. Treffsicher sind die Figuren mit wenigen Strichen gezeichnet und illustrieren die Charaktere und das Geschehen auf der Bühne meisterhaft. Selbst die Geräusche und eingefügte Musik meint man zu hören. Wie seine Darsteller spricht auch Herr Hoffmann stets in Reimen und lehnt sich damit an sein Original an, aus dem er oft auch wörtlich zitiert. Zwischen den Zeilen wird dabei manch sarkastischer Seitenhieb mit Bezug zur heutigen Gesellschaft und Politik ausgeteilt. Darüber hinaus werden die alt-bekannten Geschichten so verknüpft, dass sich eine fortlaufende Handlung entwickelt. So verliebt sich zum Beispiel der Suppenkasper in Pauline und tritt aus Kummer über ihren Flammentod in den Hungerstreik. Pauline hat nur geblufft, ist gar nicht verbrannt, steigt fröhlich aus dem Grab und rettet Kaspar in letzter Minute. Derartig überraschende Wendungen und Verknüpfungen sind das Besondere an Enzensbergers Rückbesinnung auf den Struwwelpeter und machen zusammen mit den gelungenen Zeichnungen den Reiz des Buches aus.
Sicherlich werden in erster Linie jung gebliebene ältere Menschen, die mit dem Original aufgewachsen sind, ihre Freude haben. Jung und Alt können vorzugsweise gemeinsam in die originelle und bisweilen freche Geschichte eintauchen und beim gegenseitigen Zeigen und Vorlesen über Kindheit und Erziehung damals und heute diskutieren. Reizvoll kann es sein, einzelne Szenen mit Dritt- oder Viertklässlern einzuüben ,sie mit verteilten Rollen vorzulesen oder zu spielen und mit Hoffmanns Original zu vergleichen. Durch intensive Auseinandersetzung mit dem Stoff kann dadurch ein theaterpädagogisches Projekt entstehen, in dem die Kinder weitere lustvolle Spielszenen und Handlungsverläufe entwickeln.