Stimmen im Park

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• Freundschaft

Teaser

Ein Mädchen und ein Junge, seine Mutter und ihr Vater, treffen sich eines Nachmittags in einem Großstadtpark. Anthony Browne illustriert vier verschiedenen Versionen einer Begegnung. Genauso unterschiedlich wie die Charaktere der Beschriebenen, so unterschiedlich ist auch das, was sie wahrnehmen: Ein Bilderbuch über die Verschiedenheit unserer Sichtweisen und die lebendige Kraft der Fantasie.

Beurteilungstext

Die erste Stimme: Charlys Mutter – pünktlich, ordentlich, stolz und reich, so könnte man Charlys Mutter beschreiben, die ihren Sohn genauso wie die „reinrassige Labradorhündin“ gerne an der kurzen Leine halten möchte. Dass sich Charly mit einem „reichlich schnuddeligen“ Mädchen anfreundet, gefällt ihr garnicht.
Die zweite Stimme: Sonnenscheins Vater- müde, hoffnungslos- sucht im Park von der Eintönigkeit seines Lebens Abstand.
Charles - die dritte Stimme: Charly ist eingeschüchtert und etwas gelangweilt ... bis zu dem Moment, wo er neben „Sonnenschein“ auf der Bank Platz nimmt und sich seine Welt verändert. Als er mit ihr durch den Park läuft und auf Klettergerüsten umhertollt, reißt der graue Himmel auf und die Bäume beginnen zu blühen.
Sonnenschein - die vierte Stimme: ihr Name verrät bereits Vieles über sie. Sonnenschein - die Lebensfreude. In ihren Augen gleicht der Park einem Schlaraffenland. Bäume werden zu riesigen Früchten, Straßenlaternen zu Blumenstengeln. Kein Wunder, dass ihr Sonnenschein bis in die Sichtweisen ihres Vaters und Charlies hinein leuchtet.

Anthony Browne setzt die in schlichten, wenigen Zeilen erzählte Geschichte mal in kräftige, sommerfrische Farben, mal in dunkles, gedecktes Licht um – je nachdem aus welcher Perspektive erzählt wird. So kann je nach Charakter der Park in einer ganz anderen Jahreszeit erscheinen oder sich auch innerhalb einer „Stimme“ verändern. Diese kleinen surrealistischen Details verleihen der Illustration einen ganz besonderen Charme, wenn auch diese für kleinere Kinder vielleicht nicht immer verständlich sind. Warum wird eine Marmorstatue plötzlich zu einem Engel mit Pfeil und Bogen ? Warum brennt dort im Park ein Baum ? Warum fliegt dort ganz klein, eine Frau an einem Schirm vorbei? Dies alles sind Kleinigkeiten, die die Geschichte noch über den Text hinaus deuten und Anlass für ein Gespräch sein können.

Obwohl die Personen mit etwas beängstigend wirkenden, „vermenschlichten“ Gorillas oder Affenwesen besetzt sind, sind die Figuren sehr liebevoll dargestellt und insofern auch für Kinder ansprechend. In seinem hintergründigen Witz ist das Buch aber auch für die Generation vorlesender Eltern eine Freude.

Das Buch ist 2010 neu als kleine Taschenbuch- „Minimax“-Ausgabe bei Beltz & Gelberg aufgelegt worden. Zur Arbeit mit größeren Kindergruppen biete sich aber sicher die etwas größere, „einsehbarere“ Hardcover-Ausgabe an, die 1998 im Lappan-Verlag erschienen ist.
Wegen der eindeutigen, charakteristischen Zuordnung der Figuren,die bis in die Gestaltung der Schriftarten im Text reicht, ist das Bilderbuch auch zu einer musikalischen Umsetzung im Musik-Kursen gut geeignet. Als Anregung mag dazu eine Produktion des Bayerischen Rundfunks dienen, der das Buch als Hörspielfassung mit Musik des Jazzmusikers Thomas Zoller ausstrahlte. Hier dient als musikalische Grundlage ein Stück in vier verschiedenen Versionen. Im Internet unter http://www.br-online.de/kinder/musik-geschichten/buchtipps/2004/00521/ läßt sich eine kurze Kostprobe davon anhören.