Stiche. Erinnerungen
- Autor*in
- Small, David
- ISBN
- 978-3-551-71373-5
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Small, David
- Seitenanzahl
- 336
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- ComicTaschenbuch
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2014
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,90 €
- Bewertung
Teaser
Bewegender autobiografischer Comic über eine Kindheit und Jugend in den USA, die von Krankeit, Beziehungskonflikten und Erniedrigungen geprägt war. Zugleich ein graphisches und erzählerisches Meisterwerk, das eine Sogkraft entwickelt, der man sich emotional kaum entziehen kann.
Beurteilungstext
David Samll, in den USA bereits ein preisgekrönter Kinder- und Jugendbuchillustrator legt mit seiner schonungslosen autobiographischen Graphic Novel sowohl ein inhaltlich als auch ästhetisch außergewöhnliches, jedoch auch herausforderndes Werk vor. Small zeichnet eine Welt der Fünfzigerjahre in den USA, in der Fortschrittsglaube und rigide Erziehungsmethoden an der Tagesordnung sind. David, der Protagonist und Ich- Erzähler gibt uns aus der Perspektive des Kindes bzw. späteren Jugendlichen Einblicke in eine Kindheit, die zugleich einsam, schrecklich und erbarmungslos ist, obwohl der Protagonist in finanziell gute Verhältnisse hineingeboren wird. Er erzählt von den sozialen Vernachlässigungen durch seine Eltern; von der Mutter, die ihre Homosexualität nicht ausleben kann und zudem krank am Herzen ist; von medizinischen Experimenten seines Vaters an ihm. Die radiologische Therapie, die seine Eltern an ihm vollziehen, führen letztlich zu einem Kehlkopfkrebs, der ihn mit 14 Jahren bei einer Operation seine Stimme nimmt. Diese Tatsachen erfährt der Rezipient aber erst - ebenso wie der Erzähler, mit dem die Eltern kaum sprechen - im Laufe der verschiedenen Erinnerungssegmente, die der Zeichner eindrucksvoll freilegt. Diese Art des Erzählens ist auch das, was das Werk abhebt und so besonders macht: die streng subjektiv-eindimensionale Perspektivierung, und zwar, v.a. und nicht zuletzt auf der emotional-bildsprachlichen Ebene. Durch Smalls Bilder fühlen wir die stummen Schreie, die unheimliche und kinderfeindliche Atmosphäre im Elternhaus und in der Klinik des Vaters, die kafkaesken Beziehungen innerhalb der Familie und die Leere, die das alles beim Protagonisten entstehen lässt.
Die große Kunst besteht darin, dass Small Allegorien und Träume in den Erzählfluss einfügt, sodass es neben all dem Grauen auch befreiende und humoristische Elemente gibt. Und gerade auch weil das Werk einen positiven und dennoch glaubwürdigen Ausgang der Geschichte bietet, ist die Erzählung nicht einfach nur der konventionelle Plot einer Abrechnung mit dem kalten Elternhaus. Vielmehr zeigt sich in all dem Beklemmenden auch stets das Absurde, auf eine Art, die an Hitchcock oder Lynch denken lässt. Die Graphic Novel von Small hat das Zeug, ein Klassiker der Sick-Literature zu werden!