Spiegelschatten

Autor*in
FETH, Monika
ISBN
978-3-8337-3013-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
Verlag
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ungekürzte Lesefassung als Hörbuch: “Er kennt seine Opfer, doch wer kennt ihn? Ein Mörder geht um im Raum Köln/Bonn. Seine Opfer sind allesamt junge Männer. Als Romy Berner, Volontärin beim Köln-Journal, mit der Recherche beauftragt wird, muss sie feststellen, dass alle Toten dem Freundeskreis ihres Zwillingsbruders Björn angehörten - und das der Mörder ihr näher ist, als sie ahnt...” (Aus dem Klappentext.)

Beurteilungstext

Bei der hier rezensierten Fassung von Monika Feths “Spiegelschatten” handelt es sich um die auf sechs CD präsentierte ungekürzte Lesung des Thrillers aus dem Jahr 2012 mit Katja Danowski, Jürgen Uter, Aleksandar Radenkovic und Jacob Weigert in den Sprechrollen.

Im Raum Köln/Bonn geht ein Serienmörder um, zu dessen Opfern ausschließlich homosexuelle Männer gehören. Romy Berner, angehende Journalistin, recherchiert in dem Fall, gerät aber bald tiefer in die Geschichte, als ihr lieb ist - denn alle Opfer gehören mehr oder weniger eng zum Freundeskreis ihres Zwillingsbruders Björn.

Die Handlung wird dabei aus unterschiedlichen Erzählperspektiven abduktiv entwickelt. Einerseits spannt ein auktorialer Erzähler - abwechselnd gelesen von den vier Sprechern - den Handlungsbogen und beschreibt in solider Art die Bedrohung der Geschwister Berner durch den Mörder, die Ermordung der Opfer oder das Vorgehen der Ermittler. Andererseits gewährt eine doppelte Ich-Erzählerebene Einblicke sowohl in die Psyche der Protagonistin Romy Berner (Schmuddelbuch-Sequenzen) als auch in die des Mörders selbst (Selbstgespräch-Sequenzen).

Die Schmuddelbuch-Sequenzen fassen Romys Gedanken und Gefühle zusammen und bereiten den Hörer auf die folgenden auktorialen Passagen vor. Dadurch wird möglich, Romy Berner nicht nur als handelnde Person kennenzulernen, sondern auch einen gewissen Vertrautheitsgrad mit ihr zu erreichen. Dies wird durch die ruhige, mitunter beruhigende Stimme Katja Danowskis unterstützt, die allenthalben sanft führt.

Ungleich schärfer geht es in den Selbstgespräch-Sequenzen zu. Der Mörder, der ständig mit einer inneren Stimme ringt, die ihm zu handeln diktiert und von einem tiefen Hass gegen Homosexuelle erfüllt ist, wird hier regelmäßig präsent, ohne sich zu erkennen zu geben. Oft tritt der Mörder (und mit ihm die Stimme) in Situationen auf, die der auktoriale Erzähler kurz zuvor beschrieben hat, wodurch permanent der Eindruck entsteht, auch letzterer - sozusagen als überpersönliche Instanz - sei die gesamte Zeit über vom Mörder beobachtet worden. Die unheimliche Allmacht der Stimme füllt Jacob Weigert heiser zischend mit Leben und begibt sich so nicht nur zu Romy Berner (Katja Danowski) sondern auch den sonoren Kommissar Bert Melzig (Jürgen Uter) oder Björn Berner (Aleksandar Radenkovic) in Opposition.

Die unterschiedlichen Erzählperspektiven verknüpfen im Fortgang die Handlungsebenen immer stärker miteinander, so dass der Hörer wie in jedem guten Krimi oder Thriller Rückschlüsse nach dem “Whodunit”-Prinzip ziehen kann. Dass trotz allem Mutmaßen die Rechnung am Ende doch nicht aufgehen will und eine unerhörte Wendung bei der Auflösung ins Haus steht, spricht dann allerdings nicht nur für Monika Feths Gespür fallstrickreich zu erzählen, sondern auch für die überzeugende Darbietung des Sprecherensembles.

Empfehlung: Monika Feths “Spiegelschatten” ist ein anspruchsvoller Thriller über Homosexualität und Selbstverleugnung, der in der ungekürzten Lesefassung durch das Spiel mit den Sprecherstimmen bereichert wird. Die komplexe Erzählstrategie wird so - changierend zwischen Beklemmung, Hoffnung und Spannung - Hörern ohne Intensitätsverlust nahe gebracht. Für Hörerinnen und Hörer ab 16 Jahren.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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