Spatzen

Autor*in
Zihan, Mei
ISBN
978-3-943314-40-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Tao, Man
Seitenanzahl
40
Verlag
Drachenhaus
Gattung
Bilderbuch
Ort
Esslingen am Neckar
Jahr
2019
Lesealter
6-7 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Absurdität menschlicher Eingriffe in die Natur spiegelt sich eindrucksvoll in der Jagd auf die Spatzen wider, die sich so vor über 50 Jahren in China ereignet hat.

Beurteilungstext

Das zweisprachige Bilderbuch in Deutsch-Chinesisch erzählt von der 1958 von der chinesischen Führung ausgerufene Kampagne, wonach alle Spatzen vertrieben werden sollten, um die Saat zu schützen und das Volk vor einer Hungersnot zu bewahren. Die Hetzjagd auf die kleinen Tiere, die die Pflanzen eigentlich vor Schädlingen bewahrten, führte zu großen landwirtschaftlichen Einbußen. Aus der Retrospektive berichtet der Ich-Erzähler von diesem Spektakel, das er als Kind miterlebt hat. Auf dem Dach des Hauses beobachtet er das Geschehen und findet ein verängstigtes Vogelpaar. Die beiden Spatzen sprechen mit dem Kind, wodurch der Junge vor Schreck in den Tod stürzt.
Bis zu diesem Punkt erscheint die Geschichte schlüssig und wird vor allem durch die großartigen Illustrationen getragen, die parallel zu den knappen Texten verlaufen. Nur in Schwarz und Weiß und mit dem Spiel aus Licht und Schatten wird das verrückte Treiben in Szene gesetzt und atmosphärisch aufgeladen.
Dann ergibt sich ein Bruch in der Narration: Der Erzähler richtet sich in der direkten Ansprache an die Leser*innen. Dabei stellt er das Ende in Frage und eröffnet stattdessen, dass beide Spatzen ihm geholfen hätten, zu seinen Haustieren wurden und sie noch heute als Präparate bei ihm stehen. Das Bild wird auf den letzten Seiten fast gänzlich von dem Text verdrängt, der einem unstrukturierten, sich teilweise wiederholenden Monolog des Mannes folgt. Einerseits spricht er den Rezipierenden ab, die Geschichte zu verstehen und wertzuschätzen, da diese sperrig und nur auf einem gewissen geistigen Niveau zugänglich sei. Andererseits wird erläutert, was es mit dem Verhalten der Menschen auf sich hat und wie dieses zu werten ist. Dieses vermeintliche Nachwort unterbricht das vorherige harmonische Zusammenspiel zwischen Bild und Text und erzeugt Verwirrung, wodurch der Gesamteindruck des Werkes leidet. So hätten die ersten Seiten in Verbindung mit dem erklärenden Klappentext auch für sich stehen können.

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Diese Rezension wurde verfasst von jodu; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 26.06.2022