Sofabanditen oder Die verrückte Befreiung der Hühner

Autor*in
Kleinschmidt, Judith
ISBN
978-3-407-75847-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Jung, Barbara
Seitenanzahl
169
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Komisch, verrückt, rasant und skurril kommt die Handlung der „Sofabanditen“ daher. Judith Kleinschmidt verquickt in diesem Kinderroman gekonnt klassische kinderliterarische Motive zu einer modernen Roadnovel voller überbordender Komik und genialer Einfälle. Eine spritzig-rasante Handlung reißt die kindlichen Leser*innen von der ersten Seite hinein in ein überaus komisch erzähltes Leseabenteuer, das passend von Barbara Jung illustriert wurde.

Beurteilungstext

In medias res: Ada sitzt frustriert und wütend zwischen Umzugskartons: Sie will überhaupt nicht umziehen! Aber, was dann passiert, ist so atemberaubend, dass für Wut oder Frust auch in Ansätzen kein Platz mehr ist. Völlig unvermittelt taucht ein sprechendes Schaf namens Lilli auf, das einen Ring in der Nase trägt und ein punkiges Leopardenmuster ins Fell rasiert hat. Dieses Schaf kapert den Umzugsfahren der Familie samt voll bepackter Ladefläche und Mobiliar. Was folgt, ist eine aberwitzige und rasante Story, die reichlich Tempo hat. Lilli hat sich zum Ziel gesetzt, Hühner aus der Legebatterie zu befreien und rast mit dem Umzugswagen los. Das anthropromorphisierte Schaf reißt die verwirrte Protagonistin mitten hinein in ein urkomisches Abenteuer, das so schnell und witzig erzählt ist, dass man aus dem Lachen kaum mehr herauskommt. Laut singt das verrückte Schaf „Marmor, Stein und Eisen bricht“, raucht Zigarre und motiviert die völlig verwirrte Ada dazu, sich selbst auch mal ans Steuer zu setzen. Ihren Einwand, Kinder könnten nicht Auto fahren, wischt Lilli einfach weg. So konstituiert sich eine eigenwillige kinderliterarische Roadnovel – ein Genre, das man sonst eher aus der Jugend- oder Allgemeinliteratur kennt. Im Feld der Kinderliteratur finden sich solche Straßenabenteuer eher selten. Kleinschmidts virtuos komischer Kinderroman lebt von der Schnelligkeit der Handlung, aber auch von seinen skurrilen Figuren. Das verrückte Schaf tritt als klassischer phantastischer Begleiter auf und verhilft der Protagonistin, die im realen Leben keine Freund*innen hat, im elternfernen Raum, der sich aus der Reise ergibt, zu Stärke und neuem Selbstbewusstsein. So gesehen ist der Kinderroman sehr klassisch angelegt. Dem Genre entsprechend darf auch die dritte realistisch konzipierte Figur nicht fehlen, die der Protagonistin zum echten Freund wird: Auf der Reise treffen Ada und Lilli im „Sternenhaus“ den Jungen Pepper. Auch er ist allein und einsam, vermisst seinen Großvater, über dessen Verbleib er zunächst nichts sagen will und schließt sich daher den Reisenden an. Gemeinsam sind sie nun die titelgebenden „Sofabanditen“, die auf dem Familiensofa im gestohlenen Umzugswagen von Ada eine Nachtruhestätte finden. Die abenteuerliche Reise mündet in einem fulminanten Happy End: Nicht nur, dass Lilli alle Hühner befreit und die Hühnerfabrik daraufhin geschlossen wird, nein, sie und Pepper leben fortan mit Ada vereint im Sternenhaus, das in seiner Architektur an einen Leuchtturm erinnert. Fantastische und realistische Ebene gehen hier eine Union ein, womit der Kinderroman von tradierten Mustern der phantastischen Kinderliteratur abweicht. Die phantastische Figur bleibt der Protagonistin erhalten und verabschiedet sich nicht, wie sonst oft, in eine sekundäre Traumwelt.
Judith Kleinschmidt präsentiert kinderliterarische, befreiende Komik, die durch und durch Freude macht und ein rundes und flüssiges Lesevergnügen liefert, das an Skurrilität kaum zu überbieten ist. Das Buch ist zum Vor- und Selberlesen ab 8 Jahren sehr empfehlenswert und macht schlicht und ergreifend ganz viel Freude.

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Diese Rezension wurde verfasst von kku; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 27.07.2021

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