So oder so ist das Leben
- Autor*in
- Murail, Marie-Aude
- ISBN
- 978-3-596-85359-5
- Übersetzer*in
- Scheffel, Tobias
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 254
- Verlag
- FISCHER Schatzinsel
- Gattung
- –
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2011
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 13,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Im Leben der Arztfamilie Baudoin läuft einiges schief: Der Vater ist berufsmüde und pessimistisch und damit im Moment ein schlechter Arzt, die Mutter ist überarbeitet, Violaine, die Älteste und Hauptperson des Buches, ist schwanger, der 15-jährige Sohn interessiert sich vor allem für Kleider und die 7-jährige Mirabelle tröstet sich mit Computerspielen. Da muss ja einiges passieren, bis am Ende alles besser läuft.
Beurteilungstext
Dieses Buch behandelt eine Menge Probleme: In der Hauptsache geht es um die ungewollte Schwangerschaft von Violaine, die sich zu einem Abbruch entschließt. Dabei wird genau erklärt, wie das vor sich geht, und Violaine erlebt am eigenen Leib, dass auch ein Abbruch durch Medikamente nicht unproblematisch ist. Auf ihre Gefühle und ihre Probleme wird sehr genau eingegangen, allerdings wäre am Ende des Buches eine Erklärung z. B. von Mifegyne und auch von anderen Möglichkeiten eines Abbruchs gut, zumal in Deutschland und Frankreich die Lage auch nicht identisch ist - und diese Sacherklärungen fehlen leider. Hier wird der Schwangerschaftsabbruch als das einzig Richtige beschrieben - allerdings erwähnt die Geschichte auch den Fall einer 16-Jährigen in derselben Situation, die - da sie ihren Freund wirklich liebt und er sie auch - den Weg wählt, das Baby zu bekommen. Fast genauso viel Platz im Buch wie Violaines Geschichte beansprucht allerdings das Problem eines unterschiedlichen Berufsethos bei Ärzten. Da ist einmal der Vater von Violaine, der nur noch Patienten behandeln will, die Geld haben und jung und schön sind, denen er aber nicht einmal richtig zuhört und für die er vor allem Psychopharmaka verschreibt bzw. sie zu unnötigen Laboruntersuchungen drängt, die im Labor seiner Frau durchgeführt werden und so der Familie wiederum Geld einbringen. Er ist überlastet und hasst seinen Beruf. Ganz anders sein "Partner", der junge Arzt Vianney, der alle Fälle zugeschanzt bekommt, die sein älterer Partner nicht haben will, der sich aber für seine Patienten einsetzt, egal, wie kompliziert sie sind, und auch gute Erfolge erzielt. Während Violaines Vater einen Herzanfall erleidet, verliebt sich Vianney in die Tochter seines Chefs, der er nach dem Schwangerschaftsabbruch genauso wie ihrem Vater das Leben rettet. Diese 2 Lebensrettungen, das ist ein bisschen stark aufgetragen. So ist das Buch zum Teil ein Loblied auf selbstlose junge Ärzte. (Und die werden mit der Zuneigung eines schönen jungen Mädchens belohnt.) Violaine ist eine mögliche Identifikationsfigur; in ihrer Person werden junge Mädchen auch dahingehend beeinflusst, dass sie zu Jungen "nein" sagen, sofern sie sie nicht wirklich lieben. Ansonsten ist es eine recht interessante Familien- und Arztgeschichte, die sich gut liest, auch wenn die Übersetzung manchmal etwas holprig wirkt.