Snirks Café - Das Voodoohuhn von Curacao

Autor*in
Reiche, Volker
ISBN
978-3-518-46586-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Reiche, Volker
Seitenanzahl
110
Verlag
Suhrkamp
Gattung
Comic
Ort
Frankfurt
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im Frühjahr 2014 konnten die Leser der FAZ die Abenteuer des ehemaligen Philosophiestudenten Kilian Fischer in 77 Folgen miterleben. Eine postmoderne Firma will er gründen, die vom Mental-Coaching bis zur Zukunfts-Forschung alles bieten soll. Auch einen vielversprechenden Namen hat er schon: „Snirks Café“. Nur leider fehlt das Fundamentalste: das liebe Geld. Ein Glück, dass es da einen reichen Opa gibt. Doch der fühlt dem Springinsfeld erst mal auf den Zahn: Prüfungen in der Karibik stehen an...

Beurteilungstext

Der kurzweilige Tagesstrip über das Südseeabenteuer eines modernen Taugenichts ist nun als Softcover-Gesamtausgabe bei Suhrkamp erschienen. Nur fragt man sich – warum? Schon als „daily strip“ hatte sich die biedere Story Reiches nur mühselig lesen lassen. Man war direkt froh, dass die Lektüre naturgemäß auf eine Seite pro Tag beschränkt war. In kompakter Buchform offenbart sie ihre Schwächen noch schonungsloser. Doch der Reihe nach...
Lobend zu erwähnen ist der graphische Stil: Klassische „ligne claire“, gedeckte Farben und hochwertiger Druck erwecken durchaus den Anschein von Qualität. Auch die Figurenkonstellation ist vielversprechend angelegt: Ein gescheiterter Langzeitstudent mit emanzipierter Freundin und Kind aus erster Ehe, ein reicher Großvater und unbekannter Vater versprechen einen interessanten Plot. Nur leider wartet man auf den vergebens. Die Geschichte schleppt sich über 110Seiten nur so dahin. Ein müder Gag jagt den nächsten – und der erfahrene Comic- und Literaturkenner fragt sich permanent: Wer soll darüber bitte lachen? Und: Wen interessierts? Während Reiches langjähriger Tagesstrip um den kuriosen Büroangestellten STRIZZ ganz klar auf den Humor gutbürgerlicher FAZ-Abonnenten abzielte, hat SNIRK selbst den Ton dieses biederen Humors klar verfehlt. Daran ändern auch kuriose Wendungen und tagespolitische Anspielungen im Handlungsverlauf wenig.
Der einzig lesenswerte Bonus der Gesamtausgabe ist das Nachwort von Andreas Platthaus. Der langjährige Chef-Redakteur des Feuilletons der „Frankfurter“ und ausgewiesener Comic-Experte, teilt uns in einem ausführlichen Essay alles Wissenswerte über „Snirk“ und seinen Zeichner Volker Reiche mit – und spart nicht mit interessanten Hintergrundinformationen.
Kurz und knapp: Die gezwungen-konstruierte Sommer-Erzählung von Volker Reiche über einen durchaus liebenswerten jungen Mann, einen grantigen reichen Opa, einen in der Südsee verschollenen Papa und ein karibisches Voodoohuhn überzeugt wenig. Auch die hochwertige Gesamtausgabe wird nichts daran ändern, dass sie im Gegensatz zu Reiches STRIZZ schnell vergessen werden wird.

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Diese Rezension wurde verfasst von OWA; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 11.03.2016