Sie mussten nach links gehen

Autor*in
Hesse, Monica
ISBN
978-3-570-16602-4
Übersetzer*in
Stoll, Cornelia
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
448
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2020
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die 18-jährige Zofia macht sich nach Kriegsende 1945 auf die Suche nach ihrem 12 Jahre alten Bruder Abek, den sie zuletzt im KZ gesehen und aus den Augen verloren hat.

Beurteilungstext

Zofia war mehrere Jahre als Jüdin im KZ Birkenau und im KZ Groß-Rosen. Die meisten ihrer Familienmitglieder mussten direkt bei ihrer Ankunft im Konzentrationslager nach links gehen, was bedeutete, dass sie in den Gaskammern getötet wurden. Nicht so Zofia und ihr jüngerer Bruder Abek. Mit viel Willenskraft überlebte Zofia den Holocaust und kam völlig erschöpft und unterernährt in ein Krankenhaus, in dem sie während vieler Monate wieder einigermaßen zu Kräften kam. Es blieben jedoch Ängste und Alpträume. Sie war durch den Krieg und den Verlust ihrer Familie traumatisiert. Trotzdem machte sie sich auf den Weg in ihre polnische Heimatstadt Sosnowiec, weil sie hoffte, dort ihren Bruder zu finden. Die Enttäuschung war groß, als sie merkte, dass er nicht dort war. Nun war sie aber von der Idee besessen, dass Abek noch leben und sie ihn finden würde. Ihre abenteuerliche Suche führte sie in das Lager für „Displaced Persons“ nach Föhrenwald in Süddeutschland, wo sie mehrere Wochen wohnte und Josef, einen 4 Jahre älteren Mann kennen und lieben lernte. Josef begleitete sie auf ihrer Suche, die in einem unerwarteten Ende gipfeln sollte.
Selten habe ich ein Buch mit 448 Seiten gelesen, das mich so mitgerissen hat. Immer weiter und weiter wollte man lesen und unbedingt wissen, wie es mit Zofia weitergehen würde. Fände sie Abek? Und wenn ja, wie würde ihr Leben weitergehen. Monica Hesse schafft es so empathisch und behutsam, Zofias ganze Situation glaubhaft nachzuerzählen, dass das Lesen wie ein Rausch wird. Die Figuren sind so gut vorstellbar beschrieben, dass man am liebsten gar nicht mehr aufhören möchte und sich auch unbedingt eine Fortsetzung der Geschichte wünscht! Ein bisschen Hintergrundwissen über die Zeit im 2. Weltkrieg – besonders im Hinblick auf den Holocaust an den Juden bzw. das Leben im Konzentrationslager – ist schon nützlich, weswegen ich das Buch auch erst Leserinnen und Lesern ab 15 Jahren empfehlen würde. Unbedingt aber sollten auch Erwachsene diesen wunderbaren Roman lesen. Das Ende kam für mich sehr überraschend und ich weiß nicht, ob ich so ganz zufrieden damit bin. Jedoch wäre ein anderer Schluss dieser Geschichte noch unglaubwürdiger. Monica Hesse hat einen wunderschönen Schreibstil und erzählt fesselnd – auch wenn es ein trauriges Thema ist – und beleuchtet so eine ungewöhnliche Zeit, über die wirklich noch zu wenig bekannt ist. Wenn man denkt, nach dem Krieg ging es überall bergauf und alles war wieder gut, werden in diesem Buch auch die traumatisierenden Erlebnisse der Hauptdarstellerin sehr plausibel dargestellt, mit denen Zofia wahrscheinlich bis zum Ende ihres Lebens zurechtkommen muss.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 25; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 01.05.2021

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