Sie mussten nach links gehen
- Autor*in
- Hesse, Monica
- ISBN
- 978-3-570-16602-4
- Übersetzer*in
- Stoll, Cornelia
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 448
- Verlag
- –
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- München
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 18,00 €
- Bewertung
Teaser
Der Roman setzt dort an, wo die meisten zeitgeschichtlichen Romane über die Shoa aufhören – mit dem Ende des Krieges. Dass damit das Leid der Opfer aber nicht vorbei ist, zeigt er in eindringlicher und gut recherchierter Weise.
Beurteilungstext
Die amerikanische Autorin und Journalistin Monica Hesse hat sich mit ihrem Roman „Das Mädchen im blauen Mantel“ in Deutschland bekannt gemacht, es wurde von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpries 2019 nominiert. Auch „Sie mussten nach links gehen“ ist den USA wieder ein Bestseller und steht auf der New-York-Times-Bestseller-Liste. Hesse gelingt es ein Thema darzustellen, über das immer noch zu wenig gesprochen wird: Die posttraumatischen Folgen der Shoa. Zofia Lederman ist zusammen mit ihrem Bruder Abek die einzige, die bei der Selektion nicht „nach links gehen“ musste, der Rest ihrer Familie wurde sofort ermordet. Die Erschießung ihres Vaters noch in dem Stadion, wo sich alle Jüdinnen und Juden der polnischen Stadt Sosnowiec versammeln mussten, hat sie noch ansehen müssen. Doch was ist aus Abek geworden? Zofia setzt all ihren Willen daran, ihn wiederzufinden und mit ihm zusammen in ihrem Heimatort eine Art Normalität aufzubauen. Doch schon der erste Besuch in Sosnowiec ist ernüchternd: Antisemitismus begegnet ihr und die Wohnung der Familie ist geplündert. Sie erfährt von dem Lager Föhrenwald für Displaced People in Oberbayern, wo sie hofft Abek zu finden. Dort begegnen sich verschiedene, sehr einfühlsam gezeichnete Überlebende, die alle hoffen, sich ein neues Leben aufbauen zu können. Sie helfen ihr bei der Suche nach Abek, der schließlich auch wieder aufzutauchen scheint.
Hesse gelingt es besonders gut, die gestörte Persönlichkeit von Zofia darzustellen, dabei wählt sie teilweise den Weg, die sich wiederholenden Schleifen in ihrem Kopf wiederzugeben oder die LeserInnen im Ungewissen zu lassen, ob das, was Zofia denkt, Realität oder (Alb-)Traum ist. Auch kommt die Geschichte manchmal nicht so richtig voran. Das macht das Lesen manchmal etwas mühselig und man scheint die Abgestumpftheit, die Zofia im Lager gelernt hat, auch in der Sprache des Textes zu spüren. Auch von den LeserInnen wird demnach verlangt, sich auf eine Welt einzulassen, die sich den Leseerwartungen an Unterhaltung und Emotionalität sperrt. Die Erinnerungen an die Erfahrungen im Konzentrationslager werden dabei eindrücklich, aber nicht reißerisch, dargestellt. Das Buch eignet sich durch seine literarische Qualität als Lektüreempfehlung, aufgrund seines ästhetischen Anspruchs ist es für eine gemeinsame Lektüre im Deutschunterricht für Nicht-LeserInnen vielleicht manchmal anstrengend und damit abschreckend.