Sherlock Junior und der Bär von London
- Autor*in
- THiLO,
- ISBN
- 978-3-7373-3333-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Renger, Nikolai
- Seitenanzahl
- 96
- Verlag
- MeyersDuden
- Gattung
- Buch (gebunden)ErstlesebuchKrimi
- Ort
- Frankfurt/Main
- Jahr
- 2017
- Preis
- 8,99 €
- Bewertung
Teaser
Ein klarer Fall für Sherlock Junior: Der alten Lady wurde ein Ring geklaut. Gründlich ermitteln Sherlock und Watson Junior und wir Lesenden rätseln ein wenig mit.
Beurteilungstext
Der Duden Verlag beginnt mit zwei Sherlock-Junior-Büchern eine neue interessante Erstlesereihe, in der die Geschichten gemischt zweisprachig auf Deutsch und Englisch erzählt werden. Ein didaktisch hoch interessantes Projekt.
In diesem ersten Band finden sich Walter und Sherlock Junior. Walter wird zu Watson. Und der erste Fall ist vom Setting her ähnlich wie viele Sherlock-Holmes-Fälle: Einer alten Lady wird der Ring gestohlen. Bei der Tatortbesichtigung werden Tierhaare gefunden, die - so der Säugetierfachmann Professor Jenkins - von einem hundert Jahre alten Braunbären stammen. Nach einer genauen Zeitrekonstruktion stellen Watson und Sherlock die Situation nach und kommen so auf die Lösung: Ein Wachmann des Buckingham Palace hat den Ring geklaut und dabei Haare seiner Bärenfellmütze verloren.
THiLO folgt in verschiedener Hinsicht den Vorbildern von Doyle und aus den Fernsehserien. Sherlock ist der Chef, Watson der Gehilfe. Es sind Indizien und Denkwege, die weiterhelfen und detektivischen Spürsinn erfordern. Die Rekonstruktion des Tathergangs ist eine gute Idee, erfolgt allerdings sehr schleppend langsam.
Auch ansonsten bleibt die Erzählweise hinter den Erwartungen zurück. Eigentlich stecken viele erzählerische Chancen darin, dass die wörtliche Rede bei Holmes und englischsprechenden Personen auf Englisch und in blauer Farbe gedruckt ist. Das ist ein sinnvolles Konzept für ein gemischt mehrsprachiges Buch. Als Hilfe werden in einem Anhang alle englischen Sätze übersetzt. Doch leider wird diese zweisprachige Idee nicht stark gemacht, sondern geschwächt, indem fast alle englischen Aussagen anschließend noch einmal auf Deutsch wiederholt werden:
"'Black, long, thick', nuschelt er in sich hinein. 'This is not the hair of a human being." Scherlock und Watson nicken sich zufrieden zu. Schwarz, lang dick - von einem Menschen stammt es wie vermutet nicht."
Selten wird die Übersetzung etwas origineller verpackt:
"'I already have a sign', sagt er und zeigt es Watson. Ja, wirklich. Ein Schild hat er schon."
Dadurch wird die Grundidee der Zweisprachigkeit konterkariert und der Erzähltext allzu oft redundant. Die Handlung wird sehr verlangsamt.
Am Ende der meisten Kapitel gibt es ein Rätsel, bei dem man auf einem Bild etwas entdecken muss. Diese Bilder, gestaltet von Nikolai Renger, sind meist übersichtliche Blau-Grau-Weiß-Zeichnungen. Die Lösungen sind sehr unterschiedlich leicht zu finden, mal recht offensichtlich, manchmal gut versteckt oder es sind auch Kombinationen mit vorangegangenen Informationen nötig, um die Lösung zu finden.
THiLO, der schon unzählige Erstlesebücher geschrieben hat, legt mit diesem Buch zwar ein interessantes Konzept vor, das aber leider das Potenzial integrierter Mehrsprachigkeit bei weitem nicht ausnutzt und seinen Leser*innen nur sehr wenig zutraut.
Christoph Jantzen, AJuM Hamburg