Seeräuber-Jenny und Einauge-Bill

Autor*in
Hansen, Atle
ISBN
978-3-7891-3714-3
Übersetzer*in
Dörries, Maike
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Hanse, Christiane
Seitenanzahl
95
Verlag
Oetinger
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2007
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Plötzlich steht Seeräuber-Jenny vor der Tür von Einauge-Bill, der sich als Pirat zur Ruhe gesetzt hat und auf einem alten Kahn in einer stille Bucht lebt. Aber mit Ruhe und Stille ist es jetzt erst einmal vorbei, denn Jenny wird verfolgt und bedroht, weil sie einem Erzschurken von Pirat seinen Schatz geklaut hat. Leider ist Jenny höchst verschwiegen, was es mit diesem Schatz auf sich hat ...

Beurteilungstext

Die Geschichte von Seeräuber-Jenny und Einauge-Bill war die erste Geschichte, die der Journalist, Lehrer und Liedermacher Atle Hansen vor nunmehr 10 Jahren (1997) geschrieben hat; mittlerweile sind zwei weitere Bände auf Norwegisch dazugekommen, und es bleibt zu hoffen, dass die Geschichte auch auf Deutsch weitergehen wird.
Es ist nämlich eine ganz besondere Geschichte, die der Norweger da erzählt, denn seine Geschichte spielt nicht etwa zu historischen Zeiten, nein, sie ist vielmehr eine ganz moderne zeitgenössische Seeräubergeschichte, die allerdings nur an der Oberfläche von Piraten und ihrem wüsten Leben erzählt - die Botschaft selbst ist eine ganz andere, tiefgehende und innige, und gerade von diesem krassen Gegensatz lebt die Geschichte, die meisterhaft illustriert ist und sich auch im Bild so ganz von den Klischees des Piratengenres abhebt.
Einauge-Bill hat sich vom gefährlichen Piratenleben zurückgezogen. Er liegt in der Sonne in seiner stillen Bucht und genießt den Tag nach dem Motto "leben und leben lassen". Da steht urplötzlich Seeräuber-Jenny vor seiner Tür und aus ist es mit Ruhe und Stille. Jenny, der einmal sein Herz gehörte, bevor er sich heimlich verdrückte, wird verfolgt und bedroht, weil sie einem Erzschurken von Pirat seinen Schatz geklaut hat. Leider ist Jenny höchst verschwiegen, was es mit diesem Schatz auf sich hat, aber trotzdem ist Bill klar: Er muss Jenny helfen. Und um das zu tun, scheut er keinen Aufwand, und gemeinsam kommen die beiden auf die witzigsten, abstrusesten Ideen.
Jenny will und will nicht den größten Schatz herausrücken, und bald wird Einauge-Bill genau so verfolgt und bedroht wie Jenny. Sie fliehen und werden verfolgt und fliehen und werden verfolgt, in einem nicht endenden wollenden Auf und Ab, aber am Ende sieht natürlich das Gute.
Die Geschichte agiert mit genau der Dramatik und "action", wie man es von einer Piratengeschichte erwartet, und die Spannung ist ausgezeichnet für die angesprochene Altersgruppe aufgebaut, enthält auch ausreichend lustige Passagen; beides, Abenteuer und Witz, werden durch die farbenfrohen Zeichnungen wunderbar umgesetzt und noch gesteigert.
Aber das Buch wäre nicht ein norwegisches Buch, wenn es dabei bliebe und ihm nicht etwas viel Ernsteres zugrund läge, und so zeigt es sich auch schnell, dass die ganze Piraterei sich nur verdeckend über das eigentliche Problem legt: Seeräuber-Jenny und Einauge-Bill, das ist die Geschichte eines modernen Familiendramas mit einer gescheiterten Beziehung (Bill-Jenny), die in einer unglücklichen Ehe (Schurke/Jenny) endet, sowie der Versuch, ein Kind (den Schatz) vor den gefährdenden Einflüssen des bösen Vaters zu retten - die Geschichte einer Mutter und eines Vaters, die beide um ihr Kind kämpfen. Aber das wird sicherlich keinem der kindlichen Leser wirklich bewusst, und eben darin liegt die große Kunst des Erzählens.
Meisterhaft!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010