Sechs Leben

Autor*in
Petit, Véronique
ISBN
978-3-95854-162-7
Übersetzer*in
Häfner, Anne-Kathrin
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
218
Verlag
Mixtvision
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Im Alter von 15 Jahren werden alle Menschen in staatlichen Laboren getestet, wie viele Leben sie zu erwarten haben. 91 % haben nur ein einziges Leben zu leben, der Rest ein Multileben zwischen zwei und sieben. Als Gabriel erfährt, dass er sechs Leben zur Verfügung hat, „vergeudet“ er gleich im ersten Monat drei davon.

Beurteilungstext

Neben der Tatsache, dass dem 15jährigen Gabriel mehrere Leben geschenkt sind, ist er ein Teenie mit allen üblichen Flausen im Kopf. Er erzählt selbst, wie er gleich nachdem er sein Laborergebnis erfahren hat, sofort heimlich losstürmt und sich mit einem Fallschirm eine Klippe hinunter stürzt. Außer, dass seine Kleider anschließend zerfetzt sind, geschieht ihm nichts. Damit hat er bereits ein Leben verwirkt. Er kann sein erstes Abenteuer sogar vor seiner Mutter geheim halten. Diese ist überängstlich und hat deshalb griffbereit die „Risikobibel“ im Flur liegen. Hier gibt es für alle Menschen mit mehr als einem Leben Verhaltens-Ratschläge. So sollen sie zum Beispiel keine Liebesbeziehungen mit „Monos“, also Menschen mit nur einem Leben eingehen, denn mit ihrer hohen Risikobereitschaft würden sie diese zu gefährlichen Aktionen verführen und gefährden. In der Schule, wo alle „Multis“ registriert und bekannt sind, müssen diese regelmäßig an Gesprächsrunden teilnehmen. Geschickt fragt die Psychologin ihre Schützlinge nach ihren Erfahrungen, wie sie mit ihren geschenkten Leben umgegangen sind und wie sie weiter leben wollen. Den ganzen Roman erzählt Gabriel in kurzen Kapiteln. In aller Eile behandelt er die verschiedenen Begebenheiten, die sich spannend wie ein Krimi lesen. Doch am interessantesten sind die Gesprächsrunden mit der Psychologin, in denen klar wird, wie unterschiedlich die Jugendlichen mit ihren Multi-Leben umgehen. Als Gabriel einen kleinen Jungen vor einem Unfall rettet, verliert er sein zweites Leben. In der Runde stellt sich die Frage: „War das nun Heldentum?“ Gabriel erkennt: „Ich bin nur ein Pseudoheld“. Noé ist zweimal von einer hohen Klippe gesprungen und erlebte einen fantastischen Kick. Nun hat er Angst, es noch einmal zu tun, aber er hat nur noch ein einziges Leben, das er riskieren würde. Er bittet um Hilfe. Honorine dagegen hat sehr selbstlose Ziele: Sie möchte gefährliche Berufe ausüben, zum Beispiel Kriegsberichterstatterin, um Menschen mit nur einem Leben diese lebensbedrohlichen Einsätze zu ersparen. Tely, ein Migrantenjunge, behauptet, durch ein Bonusleben zu einer tickenden Zeitbombe zu werden, aber begründet es nicht. Als Gabriel zufällig miterlebt, wie Tely eine Panikattacke erleidet, erfährt er, dass dieser in Afrika zum Kindersoldaten ausgebildet und eingesetzt wurde. Man habe dazu nur „Multis“ benutzt. Gabriel ist besessen vom Fallschirmspringen und erschwindelt sich einen zweiten Sprung, der in Starkstrom-Drähten endet. Auch diesen kann er verheimlichen. Aber seither erleidet er zunehmend Schwächeanfälle. Mila, das Mädchen in das er verliebt ist, hat nur ein einziges Leben. Aber sie fährt Autorennen und geht nur kontrollierte Risiken ein. Bei einem Unfall rettet Gabriel Mila vor dem Tod und verliert damit bereits sein viertes Leben. Doch er hat zwei Menschenleben gerettet. Nach einem Zusammenbruch in der Schule wird im Krankenhaus eine Herzmuskel-Erkrankung festgestellt und auch, dass er nicht mehr drei, sondern nur noch ein Bonusleben zu Verfügung hat. Dieses rettet ihn bei der komplizierten Herzoperation. Jetzt ist er ein ganz normaler „Mono“. Auf einer Klassenfahrt feiern die Schülerinnen und Schüler eine verbotene Party, als ein Brand ausbricht und die Fluchtwege abgeschnitten sind. Ohne zu überlegen, stürzt Gabriel durch das Inferno und setzt die Sprinkleranlage in Gang. Er überlebt, wenn auch mit schweren Verletzungen. Für dieses echte Heldentum wird er später in der Schule gefeiert. Im Grunde sind es viele kurze, wenn auch dramatische Episoden, die in diesem Roman erzählt werden. Trotzdem bieten sie eine Fülle von Themen und Anregungen, die gerade junge Menschen in der Pubertät beschäftigen. Der Sinn des Lebens, Ängste, Mutproben, familiäre Probleme, Liebe, Verantwortung, all diese Fragen werden angerissen und unter den Jugendlichen diskutiert. Die Autorin hat durch den raffinierten „Trick“ mit den Gesprächsrunden diesen Themen eine Leichtigkeit und viele Anregungen zum Weiterdenken gegeben. Dabei werden sich die Lesenden in keiner Weise belehrt oder gegängelt fühlen. Wer möchte in diesem Alter schon durch Lebensweisheiten belästigt werden? Das Buch ist sehr leicht und schnell lesbar. Trotz der 218 Seiten ist es deshalb auch gut als Klassenlektüre geeignet.

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Diese Rezension wurde verfasst von gem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 01.10.2021

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