Sechs Augenblicke
- Autor*in
- Szillat, Antje
- ISBN
- 978-3-943199-20-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 114
- Verlag
- Edition Zweihorn
- Gattung
- –
- Ort
- Neureichenau
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 6,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Als die 17-jährige Marie nach einem Streit in der Schule spurlos verschwindet, verläuft die Suche nach ihr tagelang im Dunkeln. Maries Freundin Lea glaubt jedoch zu wissen, dass Marie Tage vor ihrem Verschwinden eine merkwürdige Bekanntschaft im Internet gemacht habe. Da die Polizei ihrer Meinung nach zu wenig tut, ergreift sie selbst die Initiative, mit verhängnisvollen Folgen.
Beurteilungstext
Lea ist zunehmend beunruhigt, da ihre Freundin Marie sich von Tag zu Tag mehr verändert und schließlich niemanden mehr an sich heranlässt. Als Marie während einer Unterrichtsstunde in einen heftigen Streit mit ihrem Lehrer gerät, weil der Lehrer darauf insistiert, dass die Schüler kein Vertrauen zu Unbekannten im Internet aufbauen sollten, versucht Lea sie zu beruhigen. Doch Marie schottet sich völlig ab und verschwindet im Anschluss spurlos. Für Lea besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Maries Aktivitäten im Internet, ihrer Wesensveränderung und dem Verschwinden. Da Lea meint, die Polizei glaube ihr nicht, ermittelt sie selbst und stellt Kontakt zu einem Mann her, der für ein besonderes Fotoprojekt wirbt... Trotz aller Vorsicht gerät die Situation schon bald völlig außer Kontrolle.
Die Autorin erzählt die nervenaufreibende Suche nach Marie äußerst spannend und in sehr hohem Tempo. Die gesamte Geschichte wird sehr verdichtet und auf das Wesentliche beschränkt erzählt, sodass dem Leser kaum Zeit zum Umblättern bleibt. Antje Szillat bedient sich der in diesem Fall sehr eindrucksvollen Methode des Perspektivwechsels. Leas Verzweiflung wird dadurch ebenso erdrückend deutlich, wie die Angst ihres Freundes um sie. Durch diesen Kniff bietet die Erzählung sowohl für Mädchen als auch für Jungen Identifikationsmöglichkeiten. Gleichzeitig gewährt die Autorin aber auch Einblicke in die Psyche des Täters, dessen Obsession beängstigend deutlich wird. Die Autorin stellt jedem Kapitel ein thematisch passendes Zitat voran, in dem die Problematik zwischen Gut und Böse, Vertrauen und Vorsicht beleuchtet wird.
Die gefährliche Situation, in die sich Lea begibt, und die krankhaften Phantasien des Täters werden deutlich, ohne dass hier ins Detail gegangen wird. Zum Schluss zeigt sich, dass die Geschehnisse aus der Retrospektive eines Lehrers erzählt wurden, was die erschreckenden Bilder, die beim Lesen entstehen, etwas abmildert. Das vermeidliche Happy-End, in dem Lea mit dem Schrecken davon kommt, wird dann aber in den letzten Zeilen in unerwarteten neuen Schrecken umgewandelt, sodass keine Verharmlosung der Situation stattfindet, sondern eine deutliche Warnung am Ende der Erzählung haften bleibt. Somit ist diese Erzählung aufgrund ihrer Spannung und Dichte und der Verarbeitung des belastenden Themas sehr gut als Klassenlektüre einsetzbar.