Schwedisch für Idioten

Autor*in
Wahl, Mats
ISBN
978-3-423-62298-1
Übersetzer*in
Kutsch, Angelika
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
396
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Henke ist in der Idiotenklasse, wo keiner etwas auf die Schule gibt. Auch die Lehrer nicht. Da beschließt die neue Lehrerin, dass sie im Schwedischunterricht ein Buch schreiben sollen. Schwedisch für Idioten. Und plötzlich kommt alles wieder hoch in Henke, wie es damals war, als seine Schwester starb... und plötzlich beginnen die selbsterrichteten Mauern zu bröckeln ...

Beurteilungstext

Eigentlich ein schreckliches Buch, aber so spannend, dass ich es kaum aus der Hand legen kann. Beim Lesen kann ich es kaum glauben: Ist das Schweden? Es ist jedenfalls nicht das Schweden, das ich kenne und in dem ich lebe, aber es ist das Schweden, von dem ich dort jeden Tag in der Zeitung lese, vor allem am Samstag, wenn am Freitagabend die Horden von alkoholisierten Jugendlichen durch die Stadt gezogen sind und ihren Frust ausgelebt haben. Prügeleien, Saufereien, Frust - Lebensgefühl der schwedischen Jugend? Und vielleicht auch der deutschen?
Es sind kaputte Typen, von denen Mats Wahl hier schreibt, Jugendliche, die sich in den Randgruppen der Gesellschaft bewegen, in zerrütteten oder zerbrochenen Familien leben, Jugendliche, die einander nur durch ihre Schulklasse verbunden sind, der sie zugeteilt sind - abgestempelt als aggressiv, frech, gefährlich und hoffnungslos dumm. Und dessen sind sie sich nur allzu sehr bewusst. Als die neue Lehrerin vorschlägt, ein gemeinsames Buch zu schreiben, geben sie ihm den Titel “Schwedisch für Idioten” - und die Idioten, das sind sie selbst.
In den Mittelpunkt der Ich-Erzählung stellt Mats Wahl den Henke Törnkvist, der von allen noch der Vernünftigste erscheint. Auch Henke gehört zur Idiotenklasse, ist verschlossen, bewegt sich ganz unten. Aber von Anfang an fühlt der Leser, dass da etwas anders an ihm ist. Quälend langsam erhält man als Leser einen Einblick in Henke und erfährt von dem Ereignis, das Anlass zu seiner seelischen Veränderung war. Mit seiner kleinen Schwester ist etwas passiert. Sie ist ertrunken beim Spielen, und er hat nicht aufgepasst. Daran ist auch seine Mutter zerbrochen, die seit Jahren im Bett liegt und nichts tut.
Das kann man nur aushalten, wenn man Mauern um sich baut, die einen zusammenhalten und die Welt aussperren. Aber als sie dann das Buch zu schreiben beginnen, da brechen die Erinnerungen in Henke auf. Er beginnt zu schreiben, wie es ihm in den Sinn kommt, unzusammenhängend, spontan, in schlimmster Orthographie und Grammatik - aber erbarmungslos ehrlich.
Und dann verliebt sich Henke, zum ersten Mal, nimmt an einem Tanzwettbewerb teil und fängt sogar an, die Mutter aus der Lethargie zu reißen. Plötzlich kommt der unbekannte Vater nach Hause. Und die Mauer um Henke bröckelt mehr und mehr. Henke hat Angst, und es dauert, bis er begreift, dass die Welt dahinter gar nicht so schrecklich und zum Fürchten ist, sondern auch viel Schönes zu bieten hat.
Ein absolut ehrlicher, illusionsloser und trotzdem nicht hoffnungsloser Roman, der das Lebensgefühl von vielen Jugendlichen treffen wird, weil er ihr Welt ungeschminkt und vorurteilsfrei zeigt.
Als Klassenlektüre geeignet ab Sekundarstufe II.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Wahl, Mats

Wahl, Mats

Sturmland - die Lebendigen

Weiterlesen
Wahl, Mats

Sturmland die Reiter

Weiterlesen
Wahl, Mats

Sturmland - Die Gesetzgeber

Weiterlesen
Wahl, Mats

Sturmland- Die Kämpferin

Weiterlesen
Wahl, Mats

Sturmland die Reiter

Weiterlesen
Wahl, Mats

Die Reiter

Weiterlesen