Schwanengrab

Autor*in
Schwarz, Petra
ISBN
978-3-423-71539-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
302
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 15jährige Sam zieht nach dem Unfalltod ihrer Mutter mit ihrem Vater nach Deutschland. Und als wenn dieser Verlust, der Umzug in ein fremdes Land und eine neue Schule nicht schon schlimm genug wären, begegnen ihr ihre neue Mitschüler auch noch mit Ablehnung. Nach und nach kommt Sam dem Grund dieses Verhaltens auf die Spur: sie sieht einer kürzlich verstorbenen Schülerin zum Verwechseln ähnlich...und schwebt damit selbst in tödlicher Gefahr.

Beurteilungstext

Zwar bietet der Jugendthriller erst einmal sehr viele interessante Anknüpfungspunkte, die auf den weiteren Verlauf der Handlung neugierig machen. Durch das Knüpfen der Erzählperspektive an Sam wird diese Spannung noch erhöht, da dadurch auch dem Leser selbst die eigentlichen Hintergründe der merkwürdigen Geschehnisse zunächst verborgen bleiben. Gemeinsam mit Sam beginnt der Leser über das rätselhafte Verhalten der Mitschüler und Lehrer zu grübeln – warum erschrecken alle bei ihrem bloßen Anblick, woher kommen die anonymen Drohbriefe, wer verbirgt sich nachts in den Schatten vor ihrem Fenster und wer ist der mysteriöse Mike, der mit Sam chattet und sie zum Friedhof bestellt? Durch das vielfältige Personenensemble, in dem Einer immer verdächtiger als der Andere erscheint, gelingt es der Autorin Spannung aufzubauen und die Lust zu wecken hinter das Geheimnis um den Tod von Sams Doppelgängerin zu kommen. Darüber hinaus wird auch die Möglichkeit angelegt die Schulaufführung von „Schwanensee“ eben nicht nur als Schauplatz von Konkurrenz und Rivalität unter den Schülern zu verstehen, sondern diese auch als Motiv für Sams eigenes Leben und vielleicht auch für den Umgang mit dem Verlust der Mutter zu lesen.
Leider löst die Erzählung diese Potentiale in keinster Weise ein. Der Tod der Mutter bleibt eine Leerstelle und wird nicht im Rahmen eines wie auch immer gearteten Aufarbeitungsprozesses thematisiert und auch der Umgang mit dem emotional abwesenden Vater bleibt seltsam unbestimmt.
Sams Heimweh wird durch Chats mit ihren alten Freundinnen in den USA zwar teilweise aufgegriffen, diese sind jedoch so von stereotypen englischen Wendungen durchsetzt, dass sie als ungemein künstlich und bisweilen sogar als störend wahrgenommen werden.
Am problematischsten und damit auch den Plot selbst sehr unglaubwürdig gestaltend, ist jedoch die ungemein oberflächliche Figurenzeichnung. So verbleibt Sam – ohne jegliche Entwicklung zu vollziehen – naiv und grenzwertig gutgläubig. Wenn man Drohbriefe erhält, eine Schülerin tot und eine Andere schwer verletzt ist, sollte man vielleicht hinterfragen, ob man sich vom großen Unbekannten zur Teufelsschlucht(!) bestellen lässt. Und auch die anderen Figuren treten mehr als Typen mit schablonenhaften Eigenschaften – der Streber, der eigentlich gut aussehen könnte, die Esoterikerin aus reichem Haus, die Klassenzicke usw. – auf, denn als tatsächlich lebendige Figuren, die dem Leser zur Identifikation verhelfen könnten.
Die unvermeidliche Liebesgeschichte verbleibt vor diesem Hintergrund ebenso leer und schablonenhaft. Zwar kann der Schluss sogar mit einem Täter mit multipler Persönlichkeitsstörung aufwarten, allerdings löst das nicht nur nicht die skizzierten Möglichkeiten der Auseinandersetzung ein, sondern sorgt eher erneut für Erstaunen und möglicherweise sogar Befremden über die Unglaubwürdigkeit der Handlung.

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Diese Rezension wurde verfasst von StJ.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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