Schule der Arbeitslosen

Autor*in
Zelter, Joachim
ISBN
978-3-937667-71-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
206
Verlag
Klöpfer & Meyer
Gattung
Ort
Tübingen
Jahr
2006
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Orwell meets Hartz 4: In seinem Erfolgsroman schildert Zelter eine Zukunft, in der Arbeitslose nicht länger ihrem Schicksal überlassen werden, sondern massenweise wieder die Schulbank drücken müssen. Der Weg zum Erfolg ist mühsam, müssen sie doch - dem Ehrgeiz einer ganzen Armee von Bewerbungstrainern und Lebenslauf-Analytikern ausgeliefert - ihr ganzes früheres Leben aufgeben und sich neu erfinden.

Beurteilungstext

Im Jahr 2016 gehen die Arbeitslosen Klara und Roland Bergmann wieder zur Schule, nicht in irgendeine Schule, sondern zu SPHERICON, einen Maßnahme-Center: "Wenn überhaupt, dann produziert SPHERICON Möglichkeiten - letzte Möglichkeiten - für Menschen, die von sich glauben oder glauben wollen, all ihre Möglichkeiten verspielt oder aufgebraucht zu haben." (S. 5) Die Vision einer schulischen Zuchtstation, die aus vermeintlichen Lebens- und Arbeitsversagern "Stelleneroberer" und Erfolgsmenschen macht, ist im besten Sinne Science Fiction: Die Beschreibung der Gegenwart von der Zukunft aus gesehen. Man braucht nur an die an die Einführung der Job-Center denken oder die vielen Beratungsunternehmen, die die Stellensuche zum Business erhoben haben. Der Roman ist keine Groteske zum Selbstzweck, sondern ein gelungener Versuch, die Position des Menschen im gesellschaftlichen Koordinatensystem zu veranschaulichen, der zwischen Harz 4, sozialer Kontrolle und einer fast auf allen gesellschaftlichen Ebenen etablierten Verwertung seiner Arbeitskraft kaum noch Individuum sein kann. Könnte es darauf eine ungewöhnlichere Allegorie geben als eine "Schule des Lebens"?
Für den Deutschunterricht der Oberstufe bietet sich die anspruchsvolle Geschichte, die gute Kenntnisse der öffentlichen Diskussion über Arbeitslosigkeit und eine adäquate Arbeitsvermittlung voraussetzt, wohl nur in Auszügen an. Eingesetzt werden könnte der Roman, wenn z.B. engagierte und politische Literatur heutiger Autoren vorgestellt werden soll, aber auch als eines der gegenwärtig besten literarischen Beispiele zum Themenfeld "Literatur und Arbeit"

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Diese Rezension wurde verfasst von bfkö.
Veröffentlicht am 01.01.2010