Schreiben - 30 Autorenporträts

Autor*in
Koelbl, bearbeitet von
ISBN
978-3-89660-422-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
159
Verlag
Knesebeck
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
19,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Interviews mit Schriftstellern samt Bildmaterial

Beurteilungstext

Herlinde Koelbl hat den Schriftstellern die Frage gestellt, warum sie schreiben wollen und müssen, und in den Antworten der, wie sie betont, mit großer Offenheit geführten Interviews, hat sie versucht, etwas über die Menschen hinter den Texten zu erfahren.
In alphabetischer Reihenfolge aufgeführt sind dies die Autoren Hans Carl Artmann - Jurek Becker - Peter Bichsel - Thomas Brussig - Günter de Bruyn - Hilde Domin - Hans Magnus Enzensberger - Robert Gernhardt - Günter Grass - Durs Grünbein - Peter Handke - Peter Härtling - Ernst Jandl - Elfriede Jelinek - Ernst Jünger - Walter Kempowski - Sarah Kirsch - Brigitte Kronauer - Katja Lange-Müller - Hermann Lenz - Friederike Mayröcker - Robert Menasse - Herta Müller - Christoph Ransmayr - Peter Rühmkorf - Raoul Schrott - Ingo Schulze - Martin Walser - Christa Wolf.
Zwischen fünf und sechs Seiten hat sie den Einzelnen gewidmet, immer wieder ähnliche Fragen gestellt und unterschiedliche Antworten erhalten. Ihre Schriftstellerporträts erschöpfen sich im Frage-Antwort-Spiel, erlauben also kein facettenreiches Bild der Menschen, die zu den bedeutendsten deutschsprachigen Erzählern des 20. Jahrhunderts gehören. Die Interviews bleiben ohne Kommentar. Am Ende schließen sich eine wenige Daten und Fakten an, Jahreszahlen zu Leben und Werk. Will man als Leser Übereinstimmungen finden, einen Schriftsteller in die geistigen und gesellschaftlichen Prozesse seiner Zeit einbetten, um sein erzählerisches Werk besser zu verstehen oder rezipieren zu können, so ist man auf sich selbst angewiesen. Doch den Weg des Vergleichs zu gehen, eröffnet dem literarisch Interessierten überraschende Einblicke, Übereinstimmungen bei ansonsten recht unterschiedlichen Autoren oder fundamentale Unterschiede dort, wo man wie selbstverständlich von Gemeinsamkeiten ausgegangen war.
Herlinde Koelbl stellt "ihre" Schriftsteller in den Antworten auf ihre wenigen Fragen vor. Der Leser erfährt die Bedeutung von Kunst und Literatur, vom kreativen Schreiben selbst für den Schriftsteller und den damit verbundenen Schreibwerkzeugen. Schreiben sie alle am Laptop oder noch an dem alten PC, gar auf der alten Schreibmaschine? Schlimmer: Einige benutzen den Füllfederhalter, den mit der Goldfeder, oder den Bleistift. Trotzdem sind sie bekannt geworden. Eine gewisse Verwunderung klingt an.
Was für mich persönlich an dem Buch viel wichtiger als die Interviews selbst ist, das sind die Bilder. Herlinde Koelbl erweist sich als eine begnadete Fotografin mit einem sicheren Blick für das Ungewöhnliche, für Perspektive. Ihre Schwarzweiß-Fotografien sind aussagekräftiger als die Texte und erlauben eine unmittelbare, fast intime Begegnung mit dem Dichter. Bis auf eine Ausnahme hat sich jeder in seinem Arbeitszimmer ablichten lassen, in der Geburtsstube der Kreativität also, und diese Bilder, der Blick hinter die Kulissen sagen mehr über den Menschen, als Worte es könnten.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010