Schon gehört?
- Autor*in
- Baltscheit, MartinSchwarz, Christine
- ISBN
- 978-3-407-79565-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Baltscheit, MartinSchwarz, Christine
- Seitenanzahl
- 40
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- Weinheim
- Jahr
- 2014
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 13,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Ein Flamingo steht am See und schläft. Das kommt den anderen Vögeln nicht geheuer vor. Und schon sind die wildesten Gerüchte im Umlauf. Was an denen wohl dran ist?
Beurteilungstext
Anfangs scheint alles ganz harmlos zu sein. Ein Flamingo steht am See und schläft, ein Storch kommt hinzu und sagt ,Hallo!' Der Flamingo schläft weiter und der Storch fühlt sich auf den imaginären Schlips getreten. Ist der Flamingo sich zu fein zu antworten? Als die Ente dazukommt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Der Storch beschwert sich über die angebliche Borniertheit des schlafenden Flamingos: ""Gib's auf, der ist was Besseres. Trägt Schuhe aus Lack und Federn aus Gold! Hat bestimmt seine Mutter an den Zoo verkauft!"" Dankbar greift die Ente diese Unterstellungen auf und baut sie aus, als die Gans dazu kommt. So wird aus dem Flamingo Schritt für Schritt ein wütendes und vogelfressendes Monster der abscheulichsten Sorte, vor dem schließlich alle davonfliegen - außer dem Storch.
Was im Text erzählt wird, findet in den Bildern einen transzendenten Niederschlag. Anfangs ist der Flamingo zu sehen, auf weißem Grund in starkem rot-rosa-Tönen, harmonischen Formen und großformatig ins Bild gesetzt. Mit den anderen Tieren und ihren Unterstellungen verändert sich auch der Flamingo. Er scheint weniger das tatsächliche Abbild zu sein, als die Fantasien der Vögel anzudeuten. So wird er schrittweise ebenso abscheulich ins Bild gesetzt, wie die anderen Tiere ihn beschreiben. Das Flamingo-Bild scheint damit auf der Ebene der Binnenfiktion angelegt und nur die auf der anderen Seite und viel kleiner gezeigten anderen Tiere scheinen auf der konkreten Handlungsebene gezeigt. Als der Storch jedoch mit dem Monster allein ist, entfällt der Text, das scheinbare Fantasie-Monster verschlingt den Storch und verwandelt sich wieder in einen Flamingo.
Wunderbar ironisch, überraschend und ästhetische meisterhaft inszenieren Martin Baltscheit und Christine Schwarz in Worten und Bildern die Macht und Eigendynamik von Vorurteilen und losen Unterstellungen. Dabei changieren ihre Handlungen, gerade auf der Bildebene in einem unbestimmten Raum zwischen der Handlungs- und der Vorstellungsebene der Protagonisten. Diese sind herrlich überspitzt dargestellt und treffen damit die Wirklichkeit des menschlichen Miteinanders auf pointierte Weise. So wird dieses Buch auch zum Spiegel für gesellschaftliche Realitäten, deren fatale Auswirkung hier mit einem Augenzwinkern problematisiert wird, ohne sie zu banalisieren. Den beiden Künstlern ist damit ein Kunstgriff gelungen, dem viel Erfolg und Verbreitung zu wünschen ist.