Scheiße bauen: sehr gut

Autor*in
Steinfeld, Tobias
ISBN
978-3-522-20247-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
269
Verlag
Thienemann
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Stuttgart
Jahr
2018
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Der Gymnasiast Paul macht ein dreiwöchiges „Schnupperpraktikum“ an einer Förderschule für behinderte Jugendliche. Der Roman erzählt seine Erlebnisse und Gefühle und kann dem Leser ganz neue Einblicke in die Lage von behinderten Kindern vermitteln.

Beurteilungstext

Der vierzehnjährige Paul besucht die 8. Klasse eines Gymnasiums. In diesem Schuljahr ist ein dreiwöchiges Pflichtpraktikum zur Berufsfindung angesagt. Da er, wie üblich, auch bei der Verteilung der Stellen zu spät kommt, haben ihm seine Mitschülerinnen und Mitschüler die interessantesten Plätze in Kanzleien, Agenturen und Praxen weggeschnappt. Ihm wird eine Förderschule für Behinderte zugewiesen. Als er, recht hilflos, dort ein Klassenzimmer betritt, wird er vom Lehrer als der erwartete neue Schüler Per begrüßt. Paul entschließt sich, diese Rolle anzunehmen, und spielt hinfort den mehr oder minder behinderten Per. Es gelingt ihm, sowohl seine eigenen Eltern zu täuschen, als auch die Mutter des echten Pers fernzuhalten.
Es folgen Szenen, die den Lesenden tiefe Einblicke in die Lage geistig und körperlich behinderter Jugendlicher vermitteln. Sie zeigen ihre Bedürfnisse nach Anerkennung, Zuwendung, Liebe, Erotik und Sexualität. Aber da das Ziel des Romans wohl ist, Empathie hervorzurufen, liest man schnell auch über unappetitliche Szenen hinweg. Man erkennt, dass auch behinderte Menschen eigenständige Persönlichkeiten mit ihren Stärken und Schwächen sind. Richtig spannend wird die Geschichte, als Paul merkt, dass jemand an der Schule seine wahre Identität kennt, die er bislang so sorgfältig verbergen konnte. Paul freundet sich mit dem türkischen Schüler Fatih an. Beide hecken Streiche aus, von denen einer der Lehrerin Christine das Leben kosten könnte, was über weite Strecken des Romans bei Paul Schuldgefühle und Angstträume weckt. Aber letztlich ist nichts passiert.
Paul verliebt sich unglücklich in eine Mitschülerin und rettet die Beziehung Fatihs zu Elly, die ebenfalls eine Mitschülerin ist. Er fühlt sich in seiner Umgebung so wohl, dass er einmal gesteht: „Am liebsten würde ich hierbleiben.“ Doch als unvermittelt seine Eltern, der echte Per mit seiner Mutter und Christine vor ihm stehen, fliegt Paul mit seiner Rolle auf.
Die Leserinnen und Leser brauchen einige Zeit, um sich in die Atmosphäre dieses Romans einzufinden, doch sie werden mit wachsender Spannung weiter lesen, zumal auch die behinderten Schülerinnen und Schüler zunehmend an sympathischer Gestalt gewinnen. Die Sprache ist sehr jugendgemäß, einfach bis primitiv, stellenweise ordinär ( „alles ist scheiße“, „Sport ist scheiße“, „ohne Scheiß“ usw.), aber wohl der Atmosphäre und der Situation Jugendlicher angemessen, zumal der Autor selbst schon in Förderschulen gejobbt hat.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von rem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 24.04.2018

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