Schauergeschichten vom Schwarzen Schiff

Autor*in
Priestley, Chris
ISBN
978-3-8270-5422-7
Übersetzer*in
Howeg, Beatrice
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Roberts, David
Seitenanzahl
237
Verlag
Berlin Verlag
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als in einer stürmischen Nacht die Geschwister Ethan und Cathy plötzlich erkranken, bricht ihr Vater, der Wirt des Gasthauses eines kleinen Fischerdorfs an der Küste Cornwalls auf, um den Dorfarzt zu holen. Kurz darauf klopft ein vom Regen durchnässter Reisender an die Gasthaustür und bittet um Einlass. Jonah Thackeray ist Seemann und führt ein Bündel an düsteren Geschichten mit sich, von der, je länger sie ihnen lauschen, jede einzelne Ethan und Cathy weiter von zuhause wegführt.

Beurteilungstext

“Schauergeschichten vom Schwarzen Schiff” ist der zweite Band einer auf drei Bände angelegten Kurzgeschichtenreihe im unheimlichen Genre, die im Februar 2010 recht erfolgreich mit “Onkel Montagues Schauergeschichten” ihren Auftakt nahm. Für den dritten Band (“Tales of Terror from the Tunnel’s Mouth”) ist derzeit der Veröffentlichungstermin einer Übersetzung noch unbekannt.

Wie beim Vorgänger handelt es sich auch bei den “Schauergeschichten vom Schwarzen Schiff” um eine unheimliche Kurzgeschichtensammlung, bei der Autor Chris Priestley erneut auf das Konzept aus Rahmenhandlung und kürzeren Binnenerzählungen, den eigentlichen “Schauergeschichten”, setz:

Ethan und Cathy sind Geschwister, die in einem liebevollen Haushalt aufwachsen. Der Vater ist ein beliebter und geschätzter Gastwirt in einem kleinen Fischerdorf. Als die Mutter bei der Geburt eines weiteren Kindes zusammen mit diesem stirbt, bricht für den Vater jedoch eine Welt zusammen. In der Folge verfällt er mehr und mehr dem Alkohol, vertreibt mit Jähzorn seine Gäste und wird hart gegenüber den Kindern. Als er eines Tages wütend blaue Blumen aus dem Garten reißt, zweifelt Ethan erstmals am Verstand seines Vaters. Kurz darauf beginnt ein schwerer Sturm und die Kinder erkranken urplötzlich. Panisch bricht der Vater ins Dorf auf, um den örtlichen Arzt zu holen. Die Kinder bleiben aber nicht lange allein, denn bald klopft es an der Tür des Gasthauses. Mit der Ankunft des Seemanns Jonah Thackeray beginnt für Ethan und Cathy eine Nacht voller makabrer Erzählungen.

Diese spielen - deutlich geprägt vom Beruf ihres Erzählers - allesamt auf hoher See oder in exotischer Ferne. Das jeweilige Personenkarussell ist erneut knapp gehalten und überschaubar gestaltet, wobei durch das Seefahrersujet bedingt ,diesmal die jugendlichen Akteure ausnehmend männlich sind. (Lediglich die erste Erzählung “Piroschka” weicht hier mit der Einführung eines geheimnisvollen Mädchens als titelstiftender Nebenperson etwas ab.)

Wenngleich die Erzählungen des Jonah Thackeray einen fesselnden Spannungsbogen werfen, erreichen sie allerdings nicht mehr ganz das subtile Niveau von “Onkel Montagues Schauergeschichten”. Das mag vor allem daran liegen, dass Tod und Verdammnis in Jonahs Geschichten zum generellen Bestrafungsinstrument werden - mitunter auch für jene, die es aufgrund ihres Handelns im Text - und nur so nachvollziehbar für den Leser - gar nicht verdient haben. Ein weiterer Unterschied: In den “Schauergeschichten vom Schwarzen Schiff” spart Chris Priestley nicht mehr die Beschreibung des Sterbens aus, was letztlich dazu führt, dass abgetrennte und verstümmelte Körperteile ebenso zur erzählerischen "Pointe" gehören wie zerschmetterte oder bis auf die Knochen abgenagte Leiber.

Die letzte der neun von Jonah Thackeray erzählten Geschichten enthüllt schließlich - unübersehbar in Anlehnung an die Sage vom “Fliegenden Holländer” - das Geheimnis des Schwarzen Schiffs, das als Seelensammler über die Meere zieht und auf dem Thackeray vor langer Zeit ungewollt anheuern musste. Damit wird nicht nur eine Brücke zurück zur Rahmenhandlung geschlagen, die erklärt, weshalb ausgerechnet Ethan und Cathy in der Sturmnacht Jonah Gesellschaft leisten durften. Es wird durch eine äußerst gelungene, an dieser Stelle jedoch nicht verratene Auflösung das Geschehen der “Schauergeschichten vom Schwarzen Schiff” auch gekonnt mit Onkel Montagues Jugendzeit verknüpft, wodurch Lesern des ersten Bandes ein unverbindliches Wiedersehen ermöglicht wird.

Auf hohem künstlerischem Niveau bewegen sich erneut David Roberts’ filigrane Tuschzeichnungen, die die einzelnen Erzählungen begleiten und bereichern. Die Vignetten zu Beginn jeder Schauergeschichte nehmen dabei Bezug auf die jeweilige Handlung, eine ganzseitige Illustration greift später im Textverlauf eine konkrete Passage auf. (Besonderer Tipp: Das Wiedersehen mit Onkel Montague macht David Roberts auch grafisch möglich. Analog dem Vorgängerband behält er die letzte Illustration für den hageren Herrn und seine Geisterkinder vor.)

Empfehlung: Wenngleich der Ton in den “Schauergeschichten vom Schwarzen Schiff” deutlich rauer ist als bei Onkel Montagues Teegesellschaft, ist dem Duo Priestley/Roberts mit dem Band erneut eine abwechslungsreiche und im besten Sinne unterhaltsame Kurzgeschichtensammlung gelungen. Die deutlich geringere Subtilität gegenüber dem Vorgänger wird dabei durch den stärkeren Abenteuercharakter und eine Prise Exotik angemessen ausgeglichen, wovon sich sicher nicht nur jüngere Leser angesprochen fühlen dürften. Auch die “Schauergeschichten vom Schwarzen Schiff” eignen sich aufgrund der Konstruktion (Rahmenerzählung und kürzere Binnenerzählungen) für den Einsatz in Vorleseprojekten oder für szenische Lesungen in Jugendbibliotheken, beispielsweise im Rahmen eins Halloween-Abends o. ä. Aufgrund der zahlreichen Todesfälle, doch auch der explizit geschilderten Gewaltausübung, die zu diesen führt, eignet sich der Band für Leser unter 15 Jahren eher weniger.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Priestley, Chris

Priestley, Chris

Die Retter des vergessenen Schatzes

Weiterlesen
Priestley, Chris

Modermoor castle - Die Retter des vergessenen Schatzes

Weiterlesen
Priestley, Chris

Die Jagd nach dem verschwundenen Löffel

Weiterlesen
Priestley, Chris

Schauergeschichten vom schwarzen Schiff

Weiterlesen
Priestley, Chris

Schauergeschichten vom schwarzen Schiff

Weiterlesen
Priestley, Chris

Onkel Montagues Schauergeschichten

Weiterlesen