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• Behinderung

Teaser

Nele erfährt ihre Welt auf besondere Art und Weise, denn sie ist blind. Und so zeigt sie, dass man sich auch mit den Ohren, der Nase, der Zunge, den Fingerspitzen, ja sogar mit der Fantasie die Welt erschließen kann und auf diese Art und Weise vielleicht sogar mehr sieht als manch anderer mit den Augen.

Beurteilungstext

Das Auge gilt als wichtigstes Sinnesorgan des Menschen. Nur mit Hilfe des Auges sind wir in der Lage, Bilder zu erkennen. Fehlt uns diese Möglichkeit, die Umwelt wahrzunehmen, fühlen wir uns schnell überfordert und unsicher. Im vorliegenden Buch lernen wir Herrn Soundso kennen, der davon überzeugt ist, dass man nur mit den Augen gut sieht. Dem gegenüber steht Nele, ein Mädchen, das uns die Welt auf andere Weise nahebringt, denn sie ist blind. Im Wechsel erklären Herr Soundso und Nele wie sie die Welt sehen. Herr Soundso erklärt nüchtern und sachlich, was ein Baum, die Sonne, die Wiese, der Regen, der Schnee ist. Nele erklärt die selben Gegenstände auf ihre Weise: Wie sie sich anfühlen, wie sie riechen, schmecken und wie sie wohl sein könnten. Eben mit Fantasie. Da wird der Baum zu einem „knorrigen Kobold“, die Sonne eine „strahlende Königin“ und der Stein ein „interessanter alter Mann“. Die Nacht wird von Nele als „elegante Dame“ beschrieben, die „einen kühlen, seidig glänzenden Mantel (trägt), den sie sanft über den Lärm des Tages legt“. Am Ende erkennt Herr Soundso, was Nele längst schon weiß: Man sieht auch mit den Ohren, mit der Nase, mit der Zunge, mit den Fingerspitzen und natürlich mit der Fantasie gut.
Ein zauberhaftes Bilderbuch, das zeigt, dass es sich lohnt, einmal die sichtbare Welt zu verlassen und auf Fantasiereise zu gehen. Das Thema „Blind sein“ wird positiv aufgegriffen ohne zu Beschönigen und ohne erhobenen Zeigefinger. Charmant wickelt Nele den Leser und nicht zuletzt Herrn Soundso (stellvertretend für viele Erwachsene, die verlernt haben zu träumen) um den Finger. Um in Neles Welt einzutauchen, darf der Leser die Seiten aufklappen: Schon wird aus einem Meer ein „launischer Riese“ oder aus einem einfachen Lagerfeuer eine „lebhafte Tänzerin“. Wunderschön bebildert, schlicht, aber sehr präsent und treffend. Dem Buch liegt der Text in Brailleschrift bei.
Absolut zurecht ausgezeichnet mit dem LESEL, dem Bilderbuch-Nachwuchspreis der St. Nikolausstiftung und eine klare Leseempfehlung für Klein und Groß.