Schafskälte

Schlagwörter

• Arbeitswelt
• Historisches
• Krieg

Teaser

Helen, Ärztin, Mutter, frisch Geschieden braucht eine Veränderung und übernimmt eine Landarztpraxis. Schnell fasst sie Fuß, die erhoffte Idylle ist aber weit entfernt von der Realität. Nur langsam lüftet sich das Geheimnis der Dorfbewohner.

Beurteilungstext

Helenas Neustart lässt sich gut an. Schon bei dem ersten Besuch auf das Dorf entdeckt sie eine verlassene Kate, die sie liebevoll renoviert. Merkwürdig nur, dass die Dorfbewohner dieses so gar nicht anerkennen. Sie verliebt sich in den alleinstehenden Lehrer und eine seichte Story würde folgen, wenn die Geschichte nicht eine ganz andere Wendung nähme. Die Kate war Schauplatz einer großen Metzelei unter Schafen im Jahr 1956 und Ort des Selbstmords des Schäfers. Oder war es gar kein Selbstmord?
Die Geschichte wandelt sich in den Rückblicken zu einer Geschichte der Nachkriegszeit, einer Geschichte unverarbeiteten Kriegserlebnissen, vergeblichen Hoffnungen, Hass und Eifersucht gemischt mit Aberglaube, Rache, fehlender Zivilcourage. Und die Erlebnisse einer Kriegsgefangenschaft wirken bis in die Gegenwart.
Ein weiterer Erzählstrang ist eine interessante Mutter- Sohn- Geschichte.
Diese Novelle geht der Frage nach, was üble Nachrede, Vorurteile und Schweigen für Folgen haben können, die auch Jahre später die Beziehungen der Dorfbewohner beeinflussen. Langsam wie die Ärztin, die die Dorfpraxis übernimmt und auf Natur und Dorfidylle hofft, bekommt der Leser Information für Information und langsam entsteht aus den Puzzleteilen eine packende, interessante und fesselnde, unerwartete Geschichte.
Die Novelle stellt Ansprüche an ihre Leser durch wechselnde Erzähler, wechselnden Erzählstil, Zeitsprünge, Andeutungen, vorschnellen Erkenntnissen, kommentierenden Passagen.
Eine faszinierende Geschichte, ein Antikriegsbuch, das auch als Lektüre in höheren Klassen geeignet ist.