Sarahs Schlüssel

Autor*in
Rosnay, De
ISBN
978-3-8270-0700-1
Übersetzer*in
Kaps, Angelika
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
360
Verlag
bloomsbury
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Berlin
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Julia, die amerikanische Journalistin, entdeckt Sarahs Geschichte und ist schockiert, dass die Familie ihres französischen Mannes nicht über die Verfolgung der Juden unter Marschall Pétain reden will.

Beurteilungstext

Anlässlich des 60. Jahrestages der Zusammentreibung der Juden, am 16. Juli 1942 im Vélodrome d`Hiver mitten in Paris, recherchiert Julia für eine amerikanische Wochenzeitschrift. Dabei muss sie erkennen, dass die Verwandten ihres französischen Mannes verdrängen, jahrzehntelang in einer Wohnung gelebt zu haben, die vor 1942 einer jüdischen Familie gehörte. Julia ist entsetzt, zumal sie demnächst in die durch ihren Mann umgestaltete Wohnung einziehen soll. Sie sucht nach Spuren der einstigen jüdischen Bewohner, von denen ein damals zehnjähriges Mädchen überlebt haben könnte und ahnt nicht, dass ihre Nachforschungen ihr eigenes Leben vollkommen verändern werden.
Der in Großbuchstaben auf den Schutzumschlag des Buches gesetzte Name der Autorin TATIANA DE ROSNEY lässt den Titel des Romans “Sarahs Schlüssel” fast übersehen. Dass diese ungewohnt grafische Gestaltung durchaus Berechtigung hat, beweist der auf zwei Ebenen erzählte Roman, der auf ergreifende Weise Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet. Die Ich-Erzählerin setzt sich mit dem dunklen Kapitel der Geschichte Frankreichs auseinander: der Kollaboration mit den Nazis. Der aus dem Englischen übersetzte Roman beginnt - kursiv gedruckt - mit der Geschichte des vorerst namenlosen Mädchens, das seinen kleinen Bruder vor der französischen Polizei in einen Geheimschrank der Wohnung einschließt und den Schlüssel auch in “der stinkenden Hölle des Vél d`Hiv” bei sich behält. Die Geschichte des Mädchens wird so lange von Kapiteln unterbrochen, in denen die Ich-Erzählerin ihre gegenwärtige Situation bedenkt, bis sie den Namen des Mädchens herausfindet. Es wurde auf seiner Flucht von einem alten Ehepaar aufgenommen und gab sich als Sarah Starzinski zu erkennen. Mit ihren Rettern zusammen schließt sie den Schrank auf und entdeckt darin ihren kleinen toten Bruder. Wenn die Ich-Erzählerin, die biografischen Angaben zufolge weitgehend mit der Autorin identisch zu sein scheint, mitten im Roman feststellt, “Merkwürdig, wie Termine manchmal zusammentreffen. Ironisch beinahe”, und der Leser dem nicht widersprechen wird, ist der Roman gegen das Vergessen so aufgebaut, das seine Lektüre so schnell nicht loslassen wird. Durch die literarisch überzeugende Gestaltung des Romans erahren Leser von Frankreichs Umgang mit der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, der zunächst nur die eine Wahrheit der Sieger und des Widerstands kannte. Seit einem Jahrzehnt aber setzt sich das Land mit der Kollaboration unter der Vichy-Regierung auseinander. Darum ist zu begrüßen, dass die Bibliografie am Schluss des Buches auf Literatur aufmerksam macht, die weiterführen kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von Wie.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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