Samoa

Autor*in
Lewin, Waldtraut
ISBN
978-3-8067-5093-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
336
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
2005
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

1904. Nach sieben kalten Jahren in Berlin kehrt Adam endlich zurück nach Westsamoa, das seit vier Jahren deutsche Kolonie ist. Als die “Dresden” am Kai anlegt, stehen da nicht nur seine Mutter und sein kleiner Bruder, da steht auch Moana, mit der er früher immer am Strand gespielt hat. Moana geht Adam von nun an nicht mehr aus dem Kopf. Doch sie ist eine samoanische Prinzessin, und nicht nur Adams Vater, der evangelische Pastor, ist gegen eine Verbindung seines Sohnes mit einer Eingeborenen...

Beurteilungstext

Historische Romane scheinen Konjunktur zu haben, doch es ist nicht immer einfach, in Form und Sprache vergangenen Zeiten gerecht zu werden, ohne verstaubt und altbacken zu wirken. Dass Frau Lewin dieses Fach beherrscht, bewies vor kurzem schon “Die letzte Rose des Sommers” und auch hier enttäuscht sie nicht. Durch die Wahl eines ausgesprochen exotischen Schauplatzes gelingt ihr sogar ein besonderes Kunststück: Gleich in mehrfacher Hinsicht und in raffiniert verschränkter Form geht es um das Thema der Begegnung fremder Kulturen und die Frage friedlicher Koexistenz.
Schon die innere und äußere Welt des wilhelminischen Deutschland ist für den heutigen Leser eine “fremde Kultur”. Fast unvorstellbar erscheinen Denk- und Verhaltensweisen, Grundsätze von Erziehung und persönlichem Freiraum, wie sie noch vor der heutigen Großelterngeneration üblich waren. So richtig passt da dieser Adam mit seinen “nur” 18 Jahren, aber recht konkreten Vorstellungen über seinen Lebens- und Berufsweg nicht hinein und spürt dies auch nur all zu hart in ständiger Konfrontation mit seinem Vater. Doch auch in die traditionelle Welt seiner samoanischen Geliebten gehört er nicht und versteht auch zu wenig von den Wurzeln dieses Volkes. Am stärksten brechen die Gegensätze von Mentalität und Kultur jedoch zwischen den Samoanern und den deutschen Kolonialherren auf, die zwar - gottseidank - auch nicht einer Stereotype entsprechen, aber doch einig sind in ihrer Vorstellung von der Überlegenheit des deutschen Wesens und den “zivilisationsbedürftigen Wilden”. Hier finden sich zahllose Ansätze zur Auseinandersetzung auch mit heute immer noch vorhandenen Ressentiments, mit Kolonialismus auch in der Jetztzeit und den Wurzeln des Herrenrassedenkens. Auch die innereuropäischen Konflikte am Vorabend des Ersten Weltkrieges spielen in die Geschichte hinein und bieten Gesprächsstoff.
Über all dem theoretischen Gerüst soll aber nicht vergessen werden, dass es eine schöne, glaubwürdige und tragfähig konstruierte Geschichte gibt, mit Menschen, die sich um Liebe, Verständnis, Ausgleich und lernfähige Entwicklung bemühen, die auch manchmal scheitern, sich und ihren Fähigkeiten aber weitgehend treu bleiben. Das alles in angenehm passender, nie übertriebener Sprache und mit Herzblut erzählt, liebevoll auch mit den weniger angenehmen Typen der Geschichte umgehend und - bei aller Breite - sich nie in Geschwätzigkeit verlierend.
Auf den ersten Blick bereits wirkt das Buch sympathisch, Ausstattung und verlegerische Sorgfalt sind hochwertig und das eindrucksvolle, an Gauguin erinnernde Frontbild macht neugierig. Und als Fazit kann man feststellen: Es erfüllt alle Erwartungen. Bravo, Frau Lewin!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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