Samir, genannt Sam

Autor*in
Bouzamour, Mano
ISBN
978-3-7017-1657-9
Übersetzer*in
Bach, Bettina
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
296
Verlag
Nilpferd in Residenz
Gattung
Krimi
Ort
St. Pölten
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sam spielt virtuos klassische Musik - auf einem geklauten Flügel; er schläft mit diversen Mädchen - aber mit nach Hause bringen darf er Mädchen nicht einmal zum Hausaufgabenmachen; seine Eltern sind Analphabeten - er besucht ein Gymnasium. Sam ist der Sohn marokkanischer Einwanderer in Amsterdam, und es ist nicht leicht für ihn, seinen Weg zwischen Kulturen, Vorurteilen und dem Erwachsenwerden zu finden.

Beurteilungstext

“Versprichst du mir, dass du in ein paar Jahren mit diesem verdammten Abizeugnis in den Händen aus dem Gymnasium rausspazierst?” und “Ich kümmer mich um dich, die ganze Zeit, bis zum Abi.” Sams großer Bruder will alles tun, damit Sam es schlauer anstellt als er selbst, der kurz vorm Abi die Schule geschmissen hat. Doch dann geht er in den Knast, für sechs lange Jahre, und der dreizehnjährige Sam bleibt ohne Ansprechpartner zurück. Er ist immer weniger zuhause im Alltag seiner Eltern, doch auch lange noch nicht in dem seiner neuen Mitschüler, den Söhnen und Töchtern wohlhabender Niederländer. Aber Sam schlägt sich durch, mit Charme, Gewitztheit und unerschütterlichem Selbstvertrauen.
Ich-Erzähler Sam ist ein notgeiler Chauvi, das muss gesagt werden. Frauen sind für ihn in erster Linie vergötterte Lustobjekte, und er spart nicht mit diversesten Sexszenen, in denen er selbst als nimmermüder Hengst rüberkommt. Auch die Gespräche der marokkanischen Jungs sind geprägt von machohaftem Sexismus, der im krassen Gegensatz zur Prüderie ihrer Eltern steht. Aber Sam ist eben, neben anderen Rollen, auch ein Heranwachsender im Immigrantenviertel De Pijp in Amsterdam, und da kommt man mit Brav-Sein und Gute-Note-Schreiben nicht weiter. Spucken, Lügen und Provozieren gehören unter Jugendlichen zum Guten Ton, Diebstahl, Betrug, Drogenhandel oder Körperverletzung sind gängige Straftaten. Die meisten Leser werden nur wenige eigene Erfahrungen in sozialen Brennpunkten mitbringen, und an dieser Stelle hebt sich das Buch von vielen anderen ab: Mano Bouzamour ist selbst in De Pijp aufgewachsen, sein Roman ist autobiografisches Fenster in eine für viele Leser fremde Welt. Buozamars Charaktere wirken oft überzeichnet, Sams Erlebnisse in “der bürgerlichen Welt” fast satirehaft. Da sitzt das Einwandererkind, das nicht richtig mit Besteck essen kann, mit der Familie seiner Klassenkameradin im edlen Restaurant und wird über seine “Herkunft” befragt, worüber die Familie in Streit gerät. Da hat Sam auf dem teuren Flügel einer anderen Familie Sex mit der Tochter des Hauses, die derweil mit den Füßen die Tasten bearbeitet. Aber, abgesehen vielleicht von der einen oder anderen todernst vorgetragenen Flunkerei, wie sie zwischen den Jugendlichen in De Pijp dazugehört, scheint Bouzamirs kulturelle Integration so oder so ähnlich abgelaufen sein. Er schlägt jedenfalls eine launige Brücke zwischen De Pijp und der bürgerlichen Welt. Er macht keinen Hehl aus den tragischen Momenten seiner Jugend, zu denen auch die Entfremdung von seiner Familie gehört, doch verpackt ist diese Geschichte einer schwierigen Jugend in eine unterhaltsame, ausgesprochen gelungene Erzählung.
“Samir, genannt Sam” ist ein absolut empfehlenswertes Buch für ein sehr breites Leserspektrum.

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Diese Rezension wurde verfasst von spra.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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