Sam und Dave graben ein Loch

Autor*in
Barnett, Mac
ISBN
978-3-314-10265-3
Übersetzer*in
Bodmer, Thomas
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Klassen, Jon
Seitenanzahl
39
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2015
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sam und Dave graben bis sie etwas ganz Besonderes finden. Nur, was ist das Besondere? Ein philosphisches und zugleich lustiges Bilderbuch von Jon Klassen und Mac Barnett.

Beurteilungstext

Zwei Jungen zogen los. Die Schaufeln geschultert, verließen sie, von einer Katze beäugt und von einem Hund begleitet, das Haus. Darüber prangt der Titel: Sam und Dave graben ein Loch. Die Geschichte beginnt also schon auf der Buchtitelseite und erzählt wie Sam und Dave an einem Montag ein Loch gruben, um etwas ganz Besonderes zu finden. So gruben die Jungen immer weiter und schliefen erschöpft ein, bis sie schließlich am Ende der Geschichte wieder in ihr Haus gelangten- oder ist das gar nicht ihr Zuhause?
Während Die beiden graben und graben, schürfen sie zielsicher an riesigen Diamanten vorbei, obwohl oder gerade weil sie ihre eingeschlagene Route mehrmals ändern. Ihr tierischer Begleiter jedoch scheint das ganz Besondere zu spüren, doch das sieht nur der Leser, nicht aber Sam und Dave und so graben sie weiter.
Der Leser erfährt von dem Vorhaben der beiden vorwiegend über den Text, der sich aus dem Dialog zwischen den beiden Jungen und einer auktorialen Erzählerstimme zusammensetzt. Der Text fasst das Geschehen zusammen und versprachlicht die Bilder, geht dabei auch tiefer auf die Handlungen ein und treibt sie voran. Neben dem Text kommt auch dem Bild eine eigenständige Bedeutung zu, denn der eigentliche Gehalt der Geschichte wird erst im Zusammenspiel von Text mit den meist einseitigen, teils auch doppelseitigen Bildern offenbar. Die Bilder sind im malischen Stil gestaltet, aber es sind auch Hinweise auf die Beteiligung des Druckens und digitale Einflüsse im Herstellungsprozess zu finden. Wie auch der Text sind die Bilder klar und minimal, ja fast nüchtern gehalten. Es gibt keine unnötigen Elemente, jedes Detail ist durchdacht und steht im Buch in einem Zusammenhang.
Text- und Bildhintergrund sind gleichfarbig, meist schlicht beige und in jedem Falle weiträumig. Als die Jungen tief unten in ihrem gegrabenen Loch sind, wird der beige Hintergrund von ebenso großflächigen Erdtönen in verschiedenen Abstufungen abgelöst. Der Text ist anfangs bis auf wenige Seiten auf der rechten Seite platziert, während die Bilder links angeordnet sind. Ab der Mitte der Geschichte wird diese Aufteilung umgedreht, der Text steht nun links. Auch dieser Wechsel steht im Dienste der Geschichte. Das Bild-Text-Verhältnis ist trotz Klarheit nicht langweilig oder starr, denn variable Bild-Text-Anordnung, etwa doppelseitige Bilder sowie Bilder gänzlich ohne Text beleben das Bilderbuch.
Bild und Text zusammen ergeben eine Geschichte, die weit über sich hinausweist. Der große Raum und die dezenten Farben bieten dem Betrachter Gelegenheit, sich in das Buch hineinzuversetzen. Das Buch verlangt Aktivität seitens des Betrachters, es lädt zum Nachdenken ein. Auf der Suche nach dem Kern der Geschichte muss er etwas tiefer graben - wie Sam und Dave selbst - und wird dabei vielseitige Entdeckungen machen, die an dieser Stelle nicht vorweggenommen werden wollen. Die Details, die an jeder Stelle bewusst platziert wurden, entwickeln einen großen Aufforderungscharakter, denn sie verleiten zum Vor- und Zurückblättern und zur Suche nach Zusammenhängen und Bedeutung. So sind selbst Vorsatzpapier und Titelei, also jede einzelne Seite des Buches, ein Teil der Geschichte und vom Illustrator Jon Klassen, der 2013 den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt, bedacht. Das Buch wird immer wieder gelesen, immer wieder anders und offenbart immer wieder neue Entdeckungen, die es im Rahmen der Geschichte und darüber hinaus zu deuten gilt.
Vielperspektivität wird möglich und der Leser beginnt unweigerlich zu philosophieren. Beim Erzählen der Geschichte bleiben Leerstellen. Es wird ein Raum aufgespannt und der Betrachter macht sich auf den Weg, diesen Deutungsspielraum zu erkunden und selbst Erklärungen zu finden. So hat etwa auch keine der Figuren einen Mund und der Betrachter muss die Gefühle der Protagonisten nachempfinden, um diese Lücke zu füllen.
Insgesamt ist das Buch sehr zu empfehlen, da es zum Philosophieren anregt. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Buch ist notwendig, doch gerade in der Entschleunigung, die durch die Schlichtheit erzeugt wird, liegt das Potential des Buches. Es präsentiert keine Antworten und richtigen oder falschen Interpretationen, sondern lädt zu Nachdenklichkeit und Kommunikation ein, verlangt Aktivität um den Gehalt zu verstehen.
Sam und Dave graben ein Loch ist ein Buch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, da es die Möglichkeit individueller Auslegung zulässt und vielfältige Möglichkeiten zur Anschlusskommunikation bietet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von A.T..
Veröffentlicht am 01.04.2015

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