Sam Hinkel und die Akademie für Ärger

Autor*in
Burns, T.R.
ISBN
978-3-596-85499-8
Übersetzer*in
Dreller, Christian
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
367
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2013
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sam Hinkel erschlägt, aus Versehen, mit dem Apfel seine Lehrerin. Er fliegt von der Schule und wird von seinen Eltern als vermeintlicher Mörder in der Kilter Akademie abgeliefert, einer, wie sie glauben, Besserungsanstalt für extrem schwere Fälle. Diese entpuppt sich allerdings für Sam als eine Schule, in welcher man zum ""Troublemaker"" ausgebildet wird - je mehr Ärger man macht desto mehr Pluspunkte gibt es. Möchte man sich hingegen Hilfe bei der hotline holen, gibt es Minuspunkte fürs Petzen.

Beurteilungstext

Der Einband des Buches erinnert mit seiner Zeichnung an Mangas, ebenso die Tatsache, dass dieses Buch explizit ""nur für Jungs"" ist. Es ist in der Ich-Form geschrieben, und über jedem neuen Kapitel befindet sich eine Zwille. Die Empfehlung des Buches ist vom Hersteller angegeben von 10-12 Jahren, die Hörbuchausgabe auf Amazon bereits ab 8 Jahren.
Sams Vater lernen die Leser als absolutes Weichei kennen, seine Mutter ist eine sehr kalte Frau, die ausschließlich an sich denkt. Er ist ein sehr sensibler Junge, der in etwa zwischen 14 und 15 Jahre alt sein muss, und kann sich in der Schule nicht gegen seinen ""Erzfeind"" Bartholomew wehren.
Als er durch das Werfen eines Apfels eine Aushilfslehrerin davor bewahren will, in eine Schlägerei einbezogen zu werden, trifft das Wurfgeschoss die Lehrerin. Diese fällt um und gilt als tot. Von seinen Eltern wird Sam daraufhin als Mörder in der Akademie für Problemkinder abgeliefert, einem Backsteinbau ohne Fenster, dafür mit Maschendrahtzaun und Überwachungskameras ausgestattet. Er wird von einer Lehrerin mit der Pistole im Nacken abgeführt. Später entpuppt sich die Lehrerin allerdings als sehr nette Person namens Annika, die Pistole als Wasserpistole, und das düstere Haus als ein kleines Paradies. Sein Zimmergenosse heißt Lemon, ein mürrischer Junge, der am liebsten kokelt und Feuer legt. Sam erfährt durch die Lehrer, dass man mit seiner verspäteten Aufnahme eine Ausnahme gemacht habe, weil er der erste Mörder an der Akademie sei.
Es ist weder erwünscht noch möglich, zu den Eltern Kontakt aufzunehmen. Den Kindern wird nämlich keinesfalls gutes Benehmen beigebracht, sondern sie werden in geheimer Mission zu professionellen Troublemakern ausgebildet. Das wichtigste Kriterium zur Aufnahme ist schlechtes Benehmen. Die Strafpunkte, die fürs Ärgern vergeben werden, stehen für eine Eins und werden mit Credits belohnt. Goldstars stehen für eine sechs, man bekommt sie unter andrem fürs Petzen, wenn man zum Beispiel die hotline anruft, um einen Diebstahl oder einen Brand zu melden.
Die Schüler bestehen das Semester nur, wenn sie jeden Lehrer mindestens einmal geärgert haben, ohne dass dieser es rechtzeitig merkt. Dafür gibt es 100 Credits pro Lehrer.
Sam entwickelt sich rasch zu einem der besten Trublemaker, obwohl ihm all die Dinge, die er tun muss, um an möglichst viele Strafpunkte zu kommen, fast überwiegend aus Versehen passieren. Er wird täglich eingedeckt mit Angeboten, was er alles kaufen soll, und auf Grund seiner ""guten Arbeiten"" wird er der Scharfschützengruppe zugeteilt. Seine Gedanken darüber und wie schlecht er sich eigentlich nach jeder Aktion fühlt verarbeitet er auf dem elektronischen Tagebuch in Form von Briefen an die von ihm getötete Lehrerin.
Sein Zimmernachbar Lemon wird sein bester Freund, und um den immer schwieriger werdenden Aufgaben gerecht zu werden, gründen sie zusammen mit einigen anderen das sogenannte Ä-Team. (Ärger Team) Außerdem bahnt sich eine Freundschaft zwischen Sam und Ellinor an, der Nichte von Annika, wie er allerdings erst sehr viel später feststellt.
Die erste Begegnung mit seinen Eltern hat Sam am Elterntag. Seine anfängliche Freude darüber wird allerdings schnell getrübt, da seine Mutter allen ganz stolz erzählt, dass Sam ein Mörder sei. Daraufhin wenden sich alle Freunde von ihm ab und er wird auch aus dem Ä-Team ausgeschlossen, angeblich, weil er durch sein Mörderdasein besser ist als alle anderen und somit ""in einer anderen Liga spielt"". Lemon weist ein Geschenk von Sam zurück, mit welchem er versucht, alles wieder ins Lot zu bringen. Daraufhin bricht Sam ins Hauptquartier der guten Samariter ein, um für das Ä-Team Waffen zu besorgen. Er wird erwischt, bekommt vier Tage Einzelarrest und darf in der Zeit keinen Ärger machen. Elliot befreit ihn, und gemeinsam wollen sie der Gruppe helfen. Diese lehnt jedoch die Hilfe ab, da sie mit Sam nichts mehr zu tun haben wollen. Erst durch Lemons Fürsprache darf er sich wieder einbringen. Letztendlich wird die anstehende Aufgabe gelöst, das ausgesuchte Objekt in die Luft gesprengt, Sam ist der Held der Aktion und alle bestehen mit Glanz und Gloria ihr erstes Semester. Zum Abschluss des Buches gibt es für Sam eine Überraschung: er bekommt einen Antwortbrief von der Lehrerin, die er angeblich getötet hat.

Nach 348 Seiten bleiben die wichtigsten Fragen offen: Was ist mit der vermeintlich getöteten Lehrerin wirklich passiert, und warum sind sich die Lehrerin Annika und ihre Nichte Ellinor spinnefeind? Gleichwohl werden noch 18 Seiten Vorschau auf den zweiten Band des Buches gegeben, der 2014 erscheint und weitere Probleme aufwirft. Dort erfährt Sam während des Weihnachtsurlaubes, dass seine Mutter von Anfang an wusste, dass die Lehrerin lebt und ihr Sohn kein Mörder ist. Außerdem stellt er fest, dass sein ""Erzfeind Bartholomew"" bei seinen Eltern ein und ausgeht, und die Kilter Akademie schenkt ihm zu Weihnachten einen sehr teuren Kilter -Eislauncher, der sofort Wasser in Eispfeile verwandelt, wenn man abdrückt.

Obwohl in dem Buch durchaus positive Ansätze zu verzeichnen sind, ist es mit Abstand das für mich schlechteste Jugendbuch, was ich je gelesen habe. Die Themen Gefühle, Angst, Freundschaft und Teamarbeit werden entweder nur an der Oberfläche behandelt, oder geben unbefriedigende bis gar keine Antworten. Was hier als ""Streiche"" verkauft wird, löste blankes Entsetzen bei mir aus. Von Flitzbögen, Eiskornpistolen und Stahlbumerangs bis hin zu Hydrobomben wird fast alles eingesetzt, was Schaden anrichten kann. Und auch die Umgehensweise mit dem ständigen Feuer legen von Sams Freund Lemon trägt nicht dazu bei, einen pädagogischen Wert des Buches zu erkennen.
Die in manchen Passagen durchschimmernde Ironie ist mit Sicherheit nicht von allen 10 jährigen Kindern zu erkennen, und die Seelenkonflikte des Protagonisten, die durch seine Gedankengänge und die Briefe an die Lehrerin sehr deutlich zum Ausdruck kommen, bleiben unverarbeitet im Raum stehen. Er hat ständig ein schlechtes Gewissen wegen seines Makels als Mörder und wünscht sich nichts sehnlicher, als die Liebe und das Verzeihen seiner Eltern zu bekommen, was ihm allerdings nicht gelingt.

Zwar ist Kindern in dem Alter durchaus klar, dass es sich hier nur um eine Fantasiegeschichte handeln kann, aber der Einsatz von Waffen aller Art, bedenkenloses Zündeln und in die Luft Sprengen von Dingen ist ein krasser Gegensatz zur Gewaltprävention. Ganz davon abgesehen fühlte ich mich als Leser nur von einer Aktivität in die andere getrieben, es gab keine Stelle in dem Buch, in welchem ich innerlich zur Ruhe kam.
Mir kommt das Buch vor wie ein in Seiten gepresstes Computerspiel, welches nur auf Aktion aus ist und den Kaufkonsum der Kinder anregen soll. Den Zweck wird das Buch sicherlich erfüllen, denn jedes Kind, welches bis zum Schluss durchhält, wird wissen wollen, wie es weitergeht.

Als Computerspiel würde ich es für Kinder nicht empfehlen, weil es Albträume verursacht, und
als Buch lehne ich es ab, weil es den Konsumrausch und die Fantasie der Kinder nach Waffen und verbotenen Spielen jeglicher Art anregt und ich unter Humor und Problemlösung etwas anderes verstehe.
Allerdings kann ich es als Beispiel dafür empfehlen, wie ein pädagogisch gutes Buch aus meiner Sicht hier in Deutschland nicht aussehen sollte.

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Diese Rezension wurde verfasst von IB.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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