Rotkäppchen, wie geht es dir?

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• Gewalt

Teaser

Rotkäppchen tiefenpsychologisch adaptiert

Beurteilungstext

Rotkäppchen, wie geht es dir? erzählt von den Folgen traumatischer Erlebnisse. Der Titel weist denn auch mit seiner Frage direkt auf diesen Aspekt hin. Genauso wie das Cover die Vulnerabilität von Kindern zeigt, wenn Rotkäppchen mit Papierflügeln abgebildet uns schüchtern von der Seite anblickt und dabei mit der einen Hand die Finger ihrer linken Hand fest umklammert. Diese Ausdeutung des adaptierten Märchenstoffs von Rotkäppchen greift psychologische Lesarten auf, die bereits in den 1970er Jahren von einem Bruno Bettelheim publik gemacht wurden. Märchenhaft und zutiefst symbolisch werden die Formen der Verletzungen verhandelt, genauso wie der Weg der Verarbeitung und der Emanzipation daraus. Dabei zeichnen die Illustrationen von Regina Lukk-Toompere Rotkäppchens Weg tiefgreifend nach. Mit Wasserfarben und Bleistift erweckt die Illustratorin das Szenario atmosphärisch zum Leben und transportiert das Unsagbare und Unglaubliche emotional nachvollziehbar. Die Bilder sind dabei so aussagekräftig, dass viele Textpassagen unnötig wirken. So wie Rotkäppchen bietet die Märchenwelt allerdings noch viele andere Märchenfiguren, die traumatische Erlebnisse erlebt und überlebt haben. Mit diesen teilt Rotkäppchen in diesem Bilderbuch nicht nur ihr Schicksal, sondern zieht daraus auch seine stärkende Kraft. Ein Hoffnungsschimmer, der im Sinne Bettelheims „Kinder brauchen Märchen“ auf literarischer Ebene, aber auch auf therapeutischer Ebene Hoffnung gibt.

Farriba Schulz (AJuM Berlin)