Rotkäppchen hat keine Lust

Schlagwörter

• Emanzipation
• Gender/Geschlecht

Teaser

Rotkäppchen hat keine Lust am Sonntag ihre Oma zu besuchen und der Wolf hat Hunger. Aber dann entwickelt sich alles anders als im klassischen Märchen und der Wolf freundet sich mit der alten Frau an und Rotkäppchen zieht in die Höhle des Wolfs.

Beurteilungstext

In diesem Bilderbuch wird der Märchenklassiker der Gebrüder Grimm aus einer anderen Perspektive erzählt. Hier ist nicht der Wolf der Böse, sondern im Gegenteil entwickelt er sich zu einem fürsorglichen Wesen und Rotkäppchen ist ein missmutiges Mädchen, dass seinen Sonntag nicht mit einem Besuch bei der Großmutter vertrödeln will.
Zu Beginn des Buches ist alles so, wir man es aus dem klassischen Märchen kennt und erwartet. Der Wolf ist hungrig und macht sich auf die Suche nach einem Menschen, den er fressen kann. Doch dann kommt Rotkäppchen ins Bild und sie ist keineswegs das naive und anmutige Mädchen, sondern sie stampft wütend und schimpfend durch den Wald. An dieser Stelle kippt die Geschichte und der Wolf kann es nicht fassen, welch hässlichen Geschenke das Mädchen für die alte Frau dabei hat. So entwickelt sich der hungrige und gefräßige Wolf schon bald in ein fürsorgliches und hilfsbereites Wesen, dass die Zuneigung der Großmutter schnell gewinnt. Rotkäppchen hingegen wird immer missmutiger. Sie ist ärgerlich und langweilt sich in dieser Gesellschaft.
Hier bietet der Autor mal eine Identifikationsfigur für kleine Mädchen, die so gar nicht dem herkömmlichen Bild entspricht. Erfrischend geht es mal nicht um Prinzessinnen, Feen oder andere elfenhafte Wesen, sondern um ein Mädchen, dass einfach nur zornig und gelangweilt ist und auch das dürfen kleine Mädchen gerne einmal sein.
Ob die Ironie, die in dieser ungewöhnlichen Märchendarstellung mitschwingt, auch schon für die junge Leserschaft zugänglich ist, bleibt abzuwarten.
Die Illustration ist ansprechend und liebevoll gezeichnet. Sogar die hartpappigen Buchrücken dienen schon dem Einstig in die Geschichte. Rotkäppchens Kopfbedeckung sticht durch leuchtendes Rot hervor. Ansonsten ist die Bebilderung in sanften Aquarelltönen gehalten und die Figuren sind freundlich und wohltuend nicht niedlich dargestellt. Gerade die Großmutter stahlt viel Gemütlichkeit aus, so dass man sich mit dem Wolf freuen kann, bei einer so freundlichen Person einzuziehen.