Rotkäppchen
- Autor*in
- Grimm, Brüder
- ISBN
- 978-3-86566-068-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Pacovská, Kveta
- Seitenanzahl
- 26
- Verlag
- minedition
- Gattung
- BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
- Ort
- Bargteheide
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 19,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die Grimmsche Fassung (ohne den merkwürdigen Zusatzschluss) liegt dem gut dem derzeitigen Sprachgebrauch angepassten Text zu Grunde. Die Illustrationen aber sprengen den üblichen Rahmen: Sie spielen mit den Ängsten des kleinen Rotkäppchen, mit der Entdeckerlust des lesenden Kindes von heute, mit den Unterlegheitsgefühlen des kleinen Kindes und dem Unheimlichen des Wolfes. Das Format (größer als DIN A 4) hätte nicht kleiner sein dürfen, um seine Wirkung voll entfalten zu können.
Beurteilungstext
Wilde Striche kennzeichnen den Einband: eine Mischung aus Schnittmusterbogen und Hieben, die blutrote Spuren hinterlassen. Darauf collagiert sind Spiegelreste, das karikierte Haus der Großmutter - das Kindermuster eines Hauses mit dem senkrecht auf der Dachfläche abstehenden Schornstein - der Wolfskopf mit überdimensioniertem Gebiss und die notwendigsten Schriften. Alle im Buch verwendeten Farben treten auf, zum Teil nur als Farbmuster, vorherrschend ist Rot, gefolgt von Schwarz. Das Vorsatzblatt beherrscht ein sattes, flächiges Rot, der Wolf ist aus rechteckigen Schwarz- und Farbteilen collagiert, in ähnlicher Form taucht er immer wieder auf, rennend, dienernd sich einschmeichelnd und riesengroß und rot “damit ich dich besser fressen kann”. Rotkäppchen dagegen ist klein und vor allem rot.
In fast allen Seiten tauchen spiegelnde Versatzstücke auf, die teilweise (real) Farbflächen der gegenüber liegenden Illustration widerspiegeln, teilweise das Gesicht des Betrachters, der damit ein Teil des Bildes wird.
Auch Rotkäppchen taucht auf einer ganzen Seite mit dem mindestens lebensgroß abgebildeten Gesicht auf; kindlich, blass, mit knallroten Lippen - und immer sind ihre Gedanken dabei: das Haus mit Schnarchtönen, die aus dem Schornstein dringen, den Blumen am Wegesrand, dem Wald...
Einen größeren Gegensatz zu den lieblich-romantischen Bildchen des Ludwig Richter meiner Märchenausgabe kann ich mir nicht denken. Aber wie lebendig ist das hier, keine Seite verliert ihren Reiz (Richter? der bleibt haften, ich kenne noch nach Jahren jedes seiner Bilder - aber ist das Leben?). Miró fällt mir dazu ein, Hundertwasser zu seinen besten Zeiten, aber Pacovská geht weit darüber hinaus, schafft einen eigenen Stil und eine eigene Aussage-
Wenn man will - aber man sollte Illustrationen nicht überbeanspruchen - kann man die Ängste des kleinen Mädchens aus diesen Bildern heraus lesen; dazu gehört dann aber auch das Aktive, das Lebendige, das Eigenständige des alles beherrschenden Rot. Ein Mädchen von heute ist nicht mehr das Hascherl der vergangenen Zeiten.
Ein beeindruckendes Bilderbuch, dass sich gegen die Romantik versperrt, dem Reiz des Märchens aber dennoch entspricht.