Rothütchen

Autor*in
Pennart, de
ISBN
978-3-89565-161-8
Übersetzer*in
Scheffel, Tobias
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
de Pennart, Geoffroy
Seitenanzahl
36
Verlag
Moritz
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Frankfurt
Jahr
2005
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Geoffroy de Pennart erzählt die Geschichte von Grimms Rotkäppchen ...

Beurteilungstext

Was für eine herrlich-freche respektlose Neufassung von Grimms Rotkäppchen - sozusagen die Fassung für moderne Mädchen. Dabei ist die Geschichte schon ganz ähnlich und doch immer genau andersherum. Ein weiterer Vorzug: Der Autor hat es selbst illustriert, konnte also seinen Figuren genau das Leben verleihen, das er ihnen zugedacht hat:
Die Mutter, mit kesser Frisur und Kleidung, schickt Rothütchen zur Oma, weil sie gerade frischen Kuchen gebacken hat und Oma den so gern isst. Sie ermahnt das Kind, nicht den Weg durch den Wald zu nehmen. Ja ja, sagt Rotkäppchen, ich weiß, der Wolf. Schließlich kennt man ja die Geschichte vom Rotkäppchen. Natürlich geht sie doch durch den Wald, wo sie auf ein großes graues schlafendes "Hundchen" trifft. Sie trötet ihm ins Ohr und erschreckt ihn zu Tode und amüsiert sich königlich über seine Behauptung, er sei doch der böse Wolf. Lustig läuft sie weiter zu Oma und als "Hundchen" sich von seinem Beinahe-Herzinfarkt erholt hat, fängt er so richtig an, sich zu ärgern und beschließt, diese Oma aufzufressen - die aber gerade mit dem Auto zum Einkaufen gefahren ist. Er rennt und rennt und guckt nicht rechts noch links und wusch, hat die Oma ihn angefahren. Oh weh und ach! Rasch das Tier ins Auto gepackt und nach Hause gebracht und schnell wieder weg, den Arzt holen. Da liegt nun ganz elend und ohnmächtig, der arme Wolf, als endlich auch Rothütchen am Haus ankommt. Sie sieht den Wolf im Bett - oh Mist, denkt sie, war das doch der böse Wolf und das Mistvieh hat Großmutter gefressen! Und bums, hat sie ihm auch schon mit dem Kerzenleuchter eins übergebraten. Und nun schnell die Schere geholt und Großmutter aus dem Bauch befreit, man weiß ja Bescheid, wie das geht. Da geht die Tür auf und Oma kommt samt Doktor herein. Ach, das arme Hundchen ist tot! Nein nein, sagt der Doktor, ich heil ihn schon. Das tut er auch, und sechs Wochen dauert es, bis er wieder ganz gesund ist. Aber sein Ruf als böser Wolf ist dahin, und er bleibt bei der Großmutter. Auf dem letzten Bild sitzt er mit ihr am Kamin und wickelt Wolle ab. Rothütchen aber war so beeindruckt, dass sie später eine berühmte Ärztin wurde.
De Pennart spielt mit den Märchenmotiven, jongliert, zerlegt, setzt neu zusammen. Die einfache Erzählform ist geblieben und wie im echten Märchen sind alle Unwahrscheinlichkeiten und fantastischen Begebenheiten "wahr" im Sinne der der Geschichte innewohnenden Logik. Aber jede Grausamkeit ist entfernt, das Geschehen ist lustig, und mit der Bedrohung durch das Böse, egal wie sie im Laufe der verschiedenen Interpretationen gedeutet worden ist, ist es nicht weit her: Das Entsetzen, die Angst ist dem Mitleid gewichen mit dem armen Hundchen, das am Ende so brav und gezähmt (nicht tot!) der Großmutter Gesellschaft leistet. Bestraft werden muss es ja ohnehin nicht, denn ihm ist ja eher mehr Unrecht widerfahren, als dass es welches angerichtet hat.
Natürlich kann man auch diese Geschichte psychologisch "hinterfragen" und darüber nachdenken, inwiefern das Wissen um das eigentliche Geschehen den Gang der Handlung erst bestimmt (Rothütchen brät dem Wolf ja nur eins über, weil es das Grimmsche Märchen - von sich selbst ! - kennt) und daraus generelle Fragen nach Determination und Prädestination des Menschen ableiten und sich in bedeutenden psychologisch-philosophischen Fragestellungen ergehen, aber man kann auch, so wie ich, einfach nur diese wunderbare Geschichte mit hintergründigem Humor, herrlich schräg, genießen - wie alle Kinder es tun werden, die das Grimmsche Original kennen und sich immer schon gefragt haben, wie blöd man eigentlich sein muss, um den Wolf im Bett nicht von der Großmutter unterscheiden zu können.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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