Roberts weltbester Kuchen

Autor*in
Behl, Anne-Kathrin
ISBN
978-3-314-10534-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Behl, Anne-Kathrin
Seitenanzahl
26
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Gossau
Jahr
2020
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Ein Fest des gemeinsamen Andersseins.

Beurteilungstext

Glitzer wird die Welt retten! Äh, rosa! Und Kuchen! Und mit beiden beglücken Robert und sein Vater die gesamte Nachbarschaft, die so vielfältig und unterschiedlich sie sind doch die Freude am Feiern und am Kuchenessen eint.
Anne-Kathrin Behl zeichnet eine wundervoll einfache Variante des Mottos von „Pink stinks!“: Rosa für alle! Wie selbstverständlich Sohn und Vater Rollenklischees unterlaufen, zeigt sich nicht nur in der Gestaltung der Figuren (ein hanseatischer Seebär mit Tattoos und Bart, der im rosa T-Shirt strickend auf dem Balkon sitzt). Auch das Vater-Sohn-Motiv ist als Weiterführung der Familienkonstellation von Gunilla Bergströms Klassiker Willy Wiberg (Alfons Åberg), in dem der alleinerziehende Vater eine unhinterfragte Selbstverständlichkeit ist, eine schöne Undoing-Gender-Praxis. Bilder, Farben, Figuren und Familienpraxis durchkreuzen zusammengenommen die Genderzuweisungen als hell und fröhlich und feiern sie im wahrsten Sinne des Wortes als Gewinn und Freude statt als problembehaftetet Anstrengung.
In dieser Leichtigkeit liegt der Reiz des Buches, weil es ein Miteinander und ein Durchkreuzen der erwarteten Identitäten nicht als Herausforderung und Mühe inszeniert, sondern in einem fröhlichen Bad der Lebensfreude plätschern lässt. Als der Kuchen am Ende für die vielen Gäste nicht reicht, backt jeder und jede noch einen Kuchen nach seinem Geschmack – die Schornsteinfegerin als Schornstein, das Inuit-Mädchen als Iglu und so weiter. Damit wird die Vielheit der Gäste beim gemeinsamen Essen eines Kuchens nicht nur integriert, sondern es zeigt sich, dass in der Gemeinsamkeit Unterschiede existieren, die transkulturell die Kuchen-Kinder-Party ausmachen. Und Giraffenkuchen sind sicher genauso lecker wie jede andere Kuchenform.
Diese Leichtigkeit der Vielfalt ist sicher ein guter Opener für transkulturelles Miteinander von Kindern, die hier noch über keine Erfahrungen verfügen. Die Verlagsempfehlung ab 4 Jahre darf aber gerne auch nach unten verschoben werden – in erster Linie, weil diese gehäufte Andersartigkeit in einem nicht-fantastischen Bilderbuch teilweise schon sehr konstruiert wirkt. Nun darf ein Bilderbuch durchaus konstruieren und konstruiert sein, aber das hiesige Vergrößerungsglas auf dem Gender-Crossing und der transkulturellen und transsektionellen Identitätsaushandlung kann für ältere Kinder in seiner Überbordung schon pädagogisierend wirken. Die Irritationen und Überraschungen sind gering (sie beschränken sich auf das Davonflattern der Einladungskarten) und die Figurenkonstellation nicht mehr neu. Die 7-jährige Expertin mit dem letzten Wort meint dazu: „Kann es nicht mal Geschichten geben, in denen der Vati was mit seiner Tochter macht? Warum immer nur mit den Jungs?“
Und so haben Kuchenbackende Papas mit ihren Söhnen durchaus einen Stellenwert im bilderbuchinszenierten Gendertrouble – dürfen aber auch irgendwann getrost neuen Überraschungen und Figurenkonstellationen weichen.

Astrid Henning-Mohr

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von AHM; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 27.11.2020

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