Ringel, Rangel, Rosen

Autor*in
Boie, Kirsten
ISBN
978-3-8415-0149-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2012
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Für Karin könnte das Leben nicht schöner sein. Sie hat Ferien und ihre Familie besitzt seit neuestem einen Fernseher. Doch dieses Paradies ändert sich schlagartig, als die große Flut kommt und Karins Familie – vielleicht für immer – auseinander reißt.

Beurteilungstext

Das Buch Ringel, Rangel, Rosen spielt in den 60er Jahren im Norden Deutschlands. Aus Sicht von der Protagonisten Karin wird eine typische Familiengeschichte dieser Jahre erzählt. Es gab nur wenige Autos und nur einige Familien hatten einen Fernseher. Familienleben stand noch hoch im Kurs und man hat sich mit den Nachbarn meist gut verstanden. So gut, dass man sich abends oft auf einen Plausch und ein Bier getroffen hat. Die Zeit „verging langsamer“ und die Ansichten der Familie, Freunde und vor allem auch der Nachbarn waren sehr wichtig.

Für die heutige Jugend sind diese Werte und Normen kaum noch vorstellbar. Vielen Lesern könnte es daher schwer fallen, sich mit diesem Buch bzw. mit einzelnen Personen dieses Buches zu identifizieren. Das Leben von vor über 50 Jahren war einfach etwas ganz anderes. Dazu zählt auch, dass früher anders gesprochen wurde.
Im Buch kommen, um realistisch zu sein, daher auch Wörter wie Schifferklavier, Schietbüdel oder mittenmang vor. Diese Wörter sagen der heutigen Jugend wohl wenig. Auch wenn sich viele der im Buch vorkommenden Wörter aus dem Sinnzusammenhang erklären lassen, so kommen doch immer mal wieder Fragen auf, was das genau sein soll. Ein weiterer Faktor, warum sich manche (viele) Leser wahrscheinlich eher schwer tun sich mit diesem Buch zu identifizieren ist, dass sehr viele Themen der Vergangenheit behandelt werden. Für meine Geschmack sogar zu viele Themen. Zum einen gibt es immer mal wieder einen Rückblick auf den zweiten Weltkrieg, die Gerichtsverhandlung von Eichmann und die Flucht der Ostpreußen. Zum anderen wird der Bau der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland angesprochen, sowie die Probleme eines pubertierenden Mädchens. Der Abkapslungsversuch von den Eltern und das erste Verliebt sein. Weiterhin kommen Familiengeheimnisse ans Licht und es wird die Thematik der großen Flut von Hamburg und seinen Folgen aufgegriffen.

Alles in allem ist daher zu sagen, dass dieser Jugendroman sehr viele Fragen aufwirft, die einem bis zum Schluss begleiten und zum Teil unbeantwortet bleiben. Der Leser hat hier die Aufgabe, sich diese Fragen selbst zu beantworten, eigene Hypothesen aufzustellen und zu recherchieren, um einige dieser Fragen zufriedenstellend beantworten zu können. Gerade dieser Aspekt macht für mich, nach all dem bisher eher negativen Aspekten dieses Buch zu einem wahren Schatz für Geschichtsinteressierte, da man dazu angeregt wird sich mit den verschiedensten Thematiken auseinanderzusetzen und Dinge, Familiengeschichten, Aussagen anderer zu hinterfragen. Gedanken wie „Was haben Oma und Opa im Krieg gemacht?“ oder „Wie würde ich in so einer Situation handeln?“ fordern dazu heraus sich mit „unbequemen“ Fragen zu beschäftigen und tragen zur eigenen Meinungsbildung bei.

Der Schreibstil der Autorin trägt sicherlich auch dazu bei, dass der Leser, trotz der vielen Themen am Ball bleibt, da die Geschichte sehr emotional geschrieben ist. Man erlebt hautnah die Höhen und Tiefen von Karins Familie mit und wird mit Verzweiflung, Hoffnung und Neugier konfrontiert.

Als Einsatzmöglichkeiten sind, meiner Ansicht nach, daher auch der Einsatz im Geschichts- und Deutschunterricht, sowie ein fächerübergreifender Einsatz (z.B. Kunst- und Deutschunterricht, Musik- und Geschichtsunterricht...) sehr gut vorstellbar.
Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die Schüler mit der Komplexität des Buchs nicht zu sehr überfordert werden und ein grundlegendes Textverständnis bei ihnen vorliegt. Sind diese Voraussetzungen gegeben steht einem Leseerlebnis, dass unter die Haut geht, nichts mehr im Wege, daher kann ich das Buch trotz der negativen Aspekte empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uh; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 09.04.2017

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