Rico & Oscar. Fische aus Silber

Autor*in
Steinhöfel, Andreas
ISBN
978-3-551-55687-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schössow, Peter
Seitenanzahl
19
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
Hamburg
Jahr
2017
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die beiden Freunde Rico und Oskar, bekannt aus Steinhöfels drei Fortsetzungserzählungen, begegnen uns nun in der Form eines kurzen Comics. Sie retten Silberfischchen im Badezimmer vor dem Ertrinken und stellen ihnen ein Spielzeughaus zum Wohnen hin nach dem Anfangsmotto: „Zuhaus ist da, wo man wohnt, wo es sicher ist und warm und trocken, und wo man es sich kuschelig macht.“

Beurteilungstext

Inhalt
Kuschelig war die Höhle, die die beiden Freunde sich auf der Straße aus Sperrmüll gebaut hatten: ein ausrangiertes Sofa und ein alter Teppich darüber. Doch die Müllabfuhr rückt an und zerschreddert ihre Höhle in Nullkommanichts.
Die Jungen bleiben bedeppert zurück. Doch schon entsteht der Gedanke einer neuen Unternehmung. Den Schmutz vom Sperrmüll kann man wunderbar in einem Schaumbad abwaschen. Und darin kann man sogar Tieftauchen mit Luftanhalten üben. Ein bisschen Spannung kommt auf, als Oskar Freund Rico nicht mehr sieht und fürchtet, der sei beim Apnoe-Tauchen unter dem Badeschaum ohnmächtig geworden. Aber Rico taucht unvermutet hinter Oskar auf. Denn er hat derweil in der Küche Häppchen mit belegten Broten gemacht. Auf dem Fußboden des Badezimmers entdecken sie Silberfischchen und retten sie davor, in der Pfütze zu ertrinken, die sie selbst mit ihrer Planscherei erzeugt haben. Die Sorge um die Silberfischchen lässt sie sogar nachts nicht schlafen: Sie stehen auf und stellen ihnen ein Spielzeughaus hin, damit diese es ebenso wie die Menschen trocken, warm und gemütlich haben.

Botschaft
Es ist wunderbar, mit einem Freund gemeinsam zu erleben, was der Tag bringt. Das Intelligenzgefälle zwischen den beiden Jungen ist kein Hindernis. Sie ergänzen sich gegenseitig mit ihren Einfällen: Oskar bringt das Sachwissen ein, Rico ist impulsiv und sorgt für die praktischen Dinge des Lebens.
Die zweite Botschaft neben dem Preis der Freundschaft ist das Mitfühlen mit allen Geschöpfen dieser Erde, auch wenn es sich um die kleinen Silberfischchen handelt, die von Erwachsenen gemeinhin als Ungeziefer bezeichnet werden. Kinder haben noch nicht diese Vorurteile und kein Hausfrauendenken. Im Gegenteil, alles was klein ist hat ihre Sympathie, weil sie selbst klein und die underdogs der Gesellschaft sind. Deshalb sprechen Rico und Oskar die Silberfischchen mit „ihr“ an.
Neben der Werteerziehung vermittelt die Bildergeschichte aber auch das lustvolle Behagen an leiblichen, sinnlichen Genüssen und am animalischen Wohlsein beim Spielen mit Badeschaum, dem Plantschen mit Wasser und dem verlockenden Anblick von Ricos Appetithäppchen.
Pädagogisierende Erziehungsberechtigte wurden hier vom Autor ausgespart. Hier wird nach kindlicher Phantasie und Logik gehandelt.

Form
Das Buch ist ein Nachziehprodukt. Es wurde nach einer Zeichentrickserie im Fernsehen hergestellt, für die Andreas Steinhöfel und Klaus Döring das Script erstellten und Peter Schössow die characters, d. h. die Grundform der Figuren entwarf, für die das Trickfilm-Atelier die Bewegungsphasen zeichnete. Wir haben es also mit indirekter Schössow-Graphik zu tun.
Bereits in seinen vorherigen Bilderbüchern bewegte sich Schössows Stil auf ein digitale Umsetzung hin: Die klaren geschlossenen Formen lassen sich in der Computer-Weiterbearbeitung problemlos mit Farbe füllen und erhalten so einen flächigen Charakter. Die Figuren wirken einerseits puppen- oder pinocchioartig, andererseits erinnern sie in der Formgebung an die Figuren der belgischen ligne claire, z. B. von Hergés „Tim und Struppi“ und strahlen Wärme und Humor aus.

Leider drängt sich im Vor- und Nachspann die kommerzielle Vermarktung sehr in den Vordergrund, wenn ausdrücklich auf die vorangegangenen Erzählbände und die zu erwartenden weiteren Comicbände hingewiesen wird.
Ein Zeichen dafür, dass eine internationale Vermarktung auch in prüden Ländern anvisiert wird, ist die puritanische Inszenierung. Bei den nackten Jungen im Badezimmer ist nie ein Penis zu sehen, sondern sie tauchen halb im Badeschaum unter oder tragen ein Handtuch um die Hüften.

Zielgruppe
Kurze Bildergeschichte im handlichen Kleinformat für Leseanfänger.

Einsatz in der Gruppe
Es kann die Aufgabe gestellt werden, die Gespräche in den Sprechbladen zu einer Handlung zusammenzufassen oder von eigenen Sperrmüllabenteuern zu erzählen.

Autor und Illustrator
Sowohl Andreas Steinhöfel als auch Peter Schössow gehören zu den renommiertesten Vertretern der deutschen Kinder-und Jugendbuchszene und wurden bereits mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt.

Geralde Schmidt-Dumont

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gsd; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 30.07.2017

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