Richard auf der Ritterburg
- Autor*in
- Schwieger, Frank
- ISBN
- 978-3-8369-6229-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Bernhardi, Anne
- Seitenanzahl
- 48
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2024
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiFreizeitlektüre
- Preis
- 18,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Das Bilderbuch informiert auf spannende Weise darüber, dass das Mittelalter mehr war als Ritter, Burgen und eine dunkle Zeit. Eine Erzählung mit Sachtexten bereichert.
Beurteilungstext
Richard lebt im 12. Jahrhundert. Wie viele Menschen in dieser Zeit waren seine Eltern Bauern und mussten hart für ihr Überleben arbeiten – auch Richard. Doch nicht nur ihr eigenes Überleben mussten sie mit ihrer Ernte absichern, sondern auch das des Grundherren. In dieser Zeit waren die Menschen nicht alle gleichermaßen frei und hatten teilweise keine Rechte. Als Richards Familie durch ein großes, aber für die Zeit typisches Unglück keinen Ochsen und Hühner mehr hat, scheinen sie verloren. Der mutige Richard konnte das nicht hinnehmen. Zuwider der Anweisung seiner Eltern begibt er sich des Nachts auf die Burg. Diese ist ein Zwei-Tages-Fußmarsch von seinem Zuhause entfernt. Auf diesem abenteuerlichen und nicht ungefährlichen Weg begegnet Richard vielen Menschen. Anders, als es vielleicht für die Zeit typisch gewesen wäre, sind alle sehr hilfsbereit und unterstützen ihn. So lernt er Gaukler, Mönche, Walter und auch Agnes kennen, doch auch Hexen kreuzen seinen Weg. Während seiner Reise lernt der mutige Bauernjunge viel über die Lebensumstände der anderen. Nachdem die Unterstützung für seine Familie ihm anfangs verwehrt bleibt, gibt Richard mit seiner Gefährtin nicht auf.
Das Bilderbuch vermag es, ab der ersten Seite zu faszinieren. Es ist besteht aus einem Prosatext sowie daran angebundenen Sachinformationen, welche den Rezipient*innen zur Verfügung gestellt werden. Das Motiv der Reise gibt Inhalt, aber auch Aufbau des Buches vor. Während der Text der Erzählung im Präsens verfasst worden ist und so mitten hinein ins Geschehen der Handlung nimmt, entführen die Sachtexte in eine sagenumwobene, spannende, längst vergangene Zeit. Es entfaltet sich bei der Rezeption eine gelungene Harmonie aus beiden Textbestandteilen, welche – vielleicht mehr als es bei anderen Werken der Fall ist – zum sachbezogenen, thematischen Austausch über das Buch verführt und den Leseprozess somit bereichert. Entlang Richards Reise werden Themen wie Kindheit, Essen und Trinken der Armen und der Reichen, Grundherrschaft, Kleidung, Rittertum, Bewaffnung und Recht und Ordnung besprochen. Aber auch Personengruppen wie Bauern, Gaukler, Benediktiner, Bader, Pilger, Mädchen und Frauen oder Hexen werden thematisiert. Die Texte sind gut verständlich geschrieben. Teils sind sie sogar um Zitate von Zeitzeug*innen ergänzt. Insgesamt geben sie vielfältige Sachinformationen, welche sich in die einstränglige, fiktive Handlung, welche ein wenig an die Erzählungen um „Ritter Trenk“ erinnern, einflechten lassen und das Verständnis vertiefen können. Dieses narrative Lernen wird unterstützt durch die fabelhaften Illustrationen. Sie sind digital erstellt und bestechen mit ihrem Detailreichtum sowie vielen kleinen (Schmuck-) Elementen. Sie bieten ein historisch realistisches Bild der Zeit des Mittelalters ab, obgleich die gewählten Farben noch etwas grell wirken. Insgesamt handelt es sich bei dem Bilderbuch um ein äußerst gelungenes Werk, welches vielseitig im schulischen Kontext sowie wie für die Rezeption im Freizeitkontext eingesetzt werden kann. Es ist sehr zu empfehlen.