Regenwaldfieber

Autor*in
Veit, Barbara
ISBN
978-3-8000-5000-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
166
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 14-jährige Münchner David darf seinen Vater, einen Biologen, auf einer Forschungsreise nach Borneo begleiten. Was als Abenteuer beginnt, wird für David zu einem tiefen Erlebnis der Natur und der Menschen des Regenwaldes. Er lernt das naturverbundene Leben der Punan, der “Waldmenschen” Borneos hoch zu achten, aber er erfährt auch hautnah die Bedrohung dieser Menschen und ihrer Heimat durch die Profitgier und Menschenverachtung anderer.
Die Erzählung ist bereits 1998 unter dem Titel “Ich kämpfe für Tugay” erschienen.

Beurteilungstext

Davids Vater ist Botaniker und fasziniert von Regenwald, in dem “die Natur explodiert, ausflippt” wie er sagt. David erlebt zunächst die eher menschenfeindlichen Seiten der Tropen: Blutegel, Ameisen, erstickende Schwüle. Doch nach und nach aklimatisiert er sich und entdeckt die Wunder der Natur, die seinen Vater dazu treiben, immer wieder aufs Neue sein Leben zu riskieren, um den Regenwald zu erforschen und zu schützen. Davids Schlüssel zu diesen Erfahrungen ist eine Familie der Punan. Sie nehmen David, seinen Vater Stefan und ihren Führer Nathan für einige Wochen bei sich auf. David schließt Freundschaft mit dem gleichaltrigen Tugay und verliebt sich in Unan, die fast an einer infizierten Wunde stirbt, jedoch mit Antibiotika und sachkundiger Wundpflege durch Davids Vater überlebt. David erlebt nicht nur die alltäglichen Fertigkeiten, die den Punan das Leben im Wald ermöglichen, sondern er findet auch Zugang zu ihrer für uns mysthisch anmutenden Denkweise. Vorgänge in der Natur sind für sie Zeichen der Götter, die ihnen bei ihren Entscheidungen helfen. Zunehmend spielen diese Zeichen der Götter auch für David eine Rolle, zumal sie sich durch den tatsächlichen Gang der Dinge zu bestätigen scheinen. Trotz unguter Vorahnungen bricht David mit seinem Vater und Nathan zu einer dreitätigen Exkursion auf. Als sie zurückkommen, sind ihre Freunde von Soldaten verschleppt worden, wie Unan, die als einzige fliehen konnte, berichtet. Zu viert machen sie einen lebensgefährlichen Befreiungsversuch, der gelingt. Allerdings bleibt David verletzt allein im Urwald zurück und kann sich nur mit Glück - und einigen von den Punan gelernten Tricks - vor den Soldaten verstecken. Sein Freund Tugay findet ihn nachts im dunklen Wald. Die Punan müssen weiterziehen und versuchen, sich im Hochland vor den heranrückenden Holzfällern und den Soldaten zu schützen, David und sein Vater reisen zurück nach Deutschland.
Der Autorin ist ein überaus menschlicher und doch sachlicher Roman gelungen. Sie schafft es, die krasse Verschiedenartigkeit des Lebens der Punan und des von David zwar deutlich herauszuarbeiten, aber dennoch das Verbindende, nämlich die zwischenmenschlichen Beziehungen, in den Vordergrund zu stellen. Dadurch kommen Tugay und seine Familie den Lesern ganz nah. Zwischen den Punan und David und seinen Begleitern entsteht eine echte, innige Freundschaft, die alle ihr Leben füreinander riskieren lässt und von der letztendlich alle so sehr profitieren. Barbara Veit stellt in ihrem Roman mehrere Bevölkerungsgruppen Malaysias und ihre verschiedenen Interessen dar. Sie können stellvertretend stehen für die Weltbevölkerung, und die deutschen Leser können analysieren, wo sie sich selber sehen oder gerne sehen möchten. Der Führer Nathan spielt dabei eine ganz wichtige Rolle zum Verständnis der malaysischen Gesellschaft. Er gehört dem Volk der Dayak an, die hauptsächlich vom Fischfang leben und im engen Kontakt zur “zivilisierten”, westlich orientierten Gesellschaft der Malayen und Chinesen stehen. Er steht zwischen den Kulturen und er ist hin und her gerissen zwischen der Verachtung, die sein Volk und die Mehrheit der Malaysier den “primitiven” Waldmenschen eigentlich entgegenbringt, und der Anerkennung und Freundschaft, die seinen persönlichen Erfahrungen entspricht. Dadurch, dass die Autorin die Zerstörung des Regenwaldes zum einen aus der Sicht der Punan ganz hautnah “vor Ort” darstellt, zum anderen durch Davids Vater zwanglos biologische Folgen und wirtschaftliche und gesellschaftliche Hintergründe erklären lässt, gibt sie den Lesern die Chance, sich ein umfassendes Bild zu machen. Das Buch ist ein Musterbeispiel dafür, selbst klar Stellung zu beziehen und doch ein vielschichtiges Bild des Geschehens anzubieten. Es bietet jede Menge Denkanstöße und Verbindungen zum Leben der deutschen Leser und eignet sich auch sehr gut als Unterrichtslektüre.
Nicht zuletzt ist dieses hervorragend fachlich recherchierte und inhaltlich konzeptionierte Buch überaus spannend geschrieben. “Regenwaldfieber” ist ein Abenteuerroman von ganz besonderer Qualität, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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