RaumZeit
- Autor*in
- Linker, Christian
- ISBN
- 978-3-423-78217-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 155
- Ort
- München
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Fachliteratur
- Preis
- 6,95 €
- Bewertung
Teaser
Tim sitzt im Knast. Er muss 20 Monate Jugendstrafe absitzen, weil er einer Gang angehörte, die Nobelautos “auslieh” . Bei einem gewollten Unfall ist dabei ein Mittäter zu Tode gekommen. Das Buch schildert Tims Gefängniserfahrungen.
Beurteilungstext
Sie ist alles andere als eine “Traumzeit”, die RaumZeit, die Tim im Jugendgefängnis absitzen muss! Als Neuling muss er schnell lernen, zwischen den verschiedenen Gruppierungen (dem Nachwuchs-Nazi Bodo und seinem Freund und den “Arabern” ) so zu lavieren, dass er halbwegs mit heiler Haut davon kommt. Darüber hinaus hadert er vor allem mit sich selbst, seiner Familie und der Mutter seiner Freundin Natalie, die seine Telefonate nicht weiterleitet. Als ihm Natalie schließlich endgültig den Laufpass gibt, spielt er mit dem Gedanken, sich zu erhängen. Doch die “Sozi” (Sozialfürsorgerin) und vor allem der Gefängnispfarrer Bergkämper stabilisieren und veranlassen ihn, seine schulische Laufbahn im Gefängnis fortzusetzen - intelligent genug ist er dafür! Bei einem “Schulprojekt” -Zusammenarbeit von “Knackis” und Gymnasiasten im Kunstunterricht - lernt er Martha kennen und verliebt sich in sie. Die Folge: ein überzogener Gefängnisurlaub (Martha u. Tim fahren nach Paris und in die Bretagne), eine schlimme Schlägerei zwischen den “Nazis” und den “Arabern”, Bunker und ein (möglicher?) Ausbruchversuch Tims.
Der Autor hat mit großer Sorgfalt und Nachhaltigkeit recherchiert und nennt im “Nachspann” seine Informaten aus der Jugendgefängnis-Szene. Mit Tim hat er eine Figur geschaffen, mit der sich Gleichaltrige sowohl identifizieren können hinsichtlich ihrer Mentalität, ihrer Sexualität, ihrer Sprache, ihrer Lust am Verbotenen und am Abenteuer, andererseits aber auch knallhart erfahren können, was passieren kann, wenn man seinen überschießenden Wunschvorstellungen unkontrolliert nachgibt. TIM gewinnt Profil und Tiefe, weil er seine selbst verschuldete Situation nicht nur hinnimmt, sondern reflektiert und versucht, sinnvolle Wege aus seinem Desaster zu finden.
Die Sprache des Ich-Erzählers ist hart, kompromiss- und schnörkellos. Er wendet sich direkt an den Leser, den er nicht schont, ja, den er von Beginn an gewarnt hat, ihm, dem Erzähler zu vertrauen. Das Ende der Geschichte bleibt offen.
Ein sehr bemerkenswertes, hartes, ehrliches, offenes, aber auch sehr “nützliches” Buch für junge Menschen, die auf “der Kippe stehen” oder kurz davor. Einem “echten” Knacki glauben sie vielleicht eher als Eltern oder anderen Bezugspersonen! Nachdrücklich empfohlen.