Rappel im Karton

Schlagwörter

• Außenseiter
• Diversität
• Familie
• Flucht
• Freundschaft
• Rassismus
• Ungleichheit

Teaser

Zahra und Nike könnten unterschiedlich nicht sein. Beide fühlen sich irgendwie in ihren aktuellen Lebenssituationen nicht wirklich dazugehörig und fühlen sich einsam. Dann treffen sie sich zufällig in einer Pizzeria und sind sich sofort sympathisch: der Ausweg aus der Einsamkeit und endlich jemand, der einen versteht! Doch Zahra hat noch gar keine Wohnung in Berlin und das scheint bei den Mietpreisen aussichtslos. Nike hat eine Idee und verhilft Zahra und ihrer Mutter zu einer Wohnung, jedoch heimlich und auf ganz und gar nicht legalem Wege. Es wird nicht das erste Mal sein, dass Nike folgenschwer in Zahras Leben eingreift, nur weil sie ihr helfen und sie als Freundin an ihrer Seite haben möchte. Doch auch Zahra kann sich auch nicht immer verstecken. Die phantastische Freundschaft gerät folglich gehörig ins Wanken.

Beurteilungstext

Mandy Schlundt gelingt es sehr einfühlsam, die unterschiedlichen Charaktere darzustellen. Besonders authentisch wird Zahras Figur auch dadurch, dass Juliana Maug, Sensitivity Beraterin beim UFA Diversity Circle, Kinderbuchutorin und Story Editorin von Daily Soaps bei der Entstehung der Geschichte miteingebunden war. So sagt Juliana Maug im Nachwort von "Rappel im Karton": "Zahra ist mein zehnjähriges Ich. [...] Und hier steht sie nun geschrieben. Diese Geschichte von Freundschaft, Unterschiedlichkeit und Hoffnung. Entstanden durch eine wunderbare und respektvolle Zusammenarbeit einer weißen und einer schwarzen Autorin. Die Geschichte eines mutigen schwarzen deutschen Mädchens, die ich in meiner Kindheit und Jugend in deutschen Büchern vergeblich gesucht habe." Somit ist "Rappel im Karton" ein Buch über eine Freundschaft zwischen zwei ganz unterschiedlichen Charakteren aus ganz unterschiedlichen Herkunftsfamilien mit unterschiedlichem Lebenstatus, aber ganz klar auch ein Buch, in dem sich schwarze deutsche Mädchen mit ihren Wünschen, Sorgen und Nöten wiederfinden können.
Die schwarz-weißen Illustrationen, die Mandy Schlundt bewusst zum Kapitelbeginn oder im Verlauf der Handlung setzt, um wichtige Figuren, Situationen oder Gefühle zu veranschaulichen und hervorzuheben, sind sehr ansprechend gestaltet und ergänzen die Geschichte auf wunderbare Weise.
Es eine Freude, zu sehen, wie die beiden Mädchen voneinander lernen und sie sich weiterentwickeln, auch wenn sie dafür erstmal Abstand voneinander nehmen und schwierige Situationen aushalten müssen. Nike lernt zu sich zu stehen und ihr Doppelleben aufzugeben, aber auch sich zurückzunehmen und nicht ungefragt die Verantwortung für Zahra zu übernehmen. Zahra lernt ebenfalls zu sich stehen und ihre Position zu vertreten. Sie lernt auch Grenzen zu ziehen und klar zu sagen, wo sie Verantwortung für ihr Leben übernehmen will und muss.
Mandy Schlundt versteht es einen ergreifenden Spannungsbogen aufzubauen. Der Leser sehnt eine gute Wendung herbei und vermutet sich auch ganz klar, weiß aber noch nicht, woher sie kommen mag. Und in dem Zusammenhang kommt das Märchenhafte ins Spiel.
Immer wieder scheint die Geschichte, obwohl sie keine Märchen ist, märchenhafte Züge zu haben: der Zufall, der beide zusammenführt, die List Nikes, um Zahra die Wohnung zu ermöglichen, ihr Doppelleben... Schließlich aber ist auch der entscheidende Wendepunkt, in der sich alles für alle alles zum Guten wendet, märchenhaft. Es braucht lediglich Nikes kleinen Bruder, einen zufälligen Fund und eine weitere glückliche Fügungen auf einem Schlag, um mehrere Probleme auf einmal zu lösen, Nike und Zahra, Zahras Familie wieder zusammenzuführen, aber auch um das Wohnungsproblem endlich zu lösen. Manch' einem mag das etwas zu einfach wirken, aber es so märchenhaft es ist, so realistisch ist es auch wieder, denn kennt nicht jeder auch solche Wunder, die einem Lösungen in ganz verzwickten Lebenslagen oder auch Freundschaften fürs Leben bescheren?