Ramas Flucht

Autor*in
Ruurs, Margriet
ISBN
978-3-8369-5973-5
Übersetzer*in
Günther, Ulli
Ori. Sprache
Englischen
Illustrator*in
Badr, Nizar Ali
Seitenanzahl
48
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Hildesheim
Jahr
2017
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Das Mädchen Rama erzählt vom Leben ihrer Familie in Syrien, von der Angst während des Krieges und der gemeinsamen Flucht. Angekommen in der neuen Heimat fühlt sich die Familie in Sicherheit, doch die Fragen nach der Zukunft bleiben. Die Geschichte wird auf Deutsch und Arabisch erzählt und ist mit einzigartigen Bildern illustriert, die ein syrischer Künstler aus schlichten Steinen komponiert hat.

Beurteilungstext

Zu Beginn der Geschichte erzählt Rama von ihrem Alltag in Syrien. Wie sie zu Hause in ihrem warmen Bett wach wurde, wie sie jeden Morgen den Hahn krähen hören konnte und die Geräusche der Mutter, die das Frühstück zubereitete. Als Rama klein war, war ihr Leben ungetrübt. Da gab es das Spiel mit ihrem Bruder und den Freunden, die Wege zur Schule und zum Markt, den Tee mit den Nachbarn und die Erzählungen des Vaters. Es gab die liebende Mutter und den Großvater, der allen Halt gab. „Aber das war damals. Und jetzt ist jetzt.“

Schon vor dem Beginn des Krieges vermissten die Erwachsenen das Gefühl der Freiheit. Doch bald wurden auch die Kinder dazu gezwungen ihr Leben zu ändern. Sie lernten den Hunger und die Bedrohung durch Bomben kennen und sahen, wie immer mehr Menschen aus der Nachbarschaft ihr Zuhause verlassen mussten. Und dann kam der Tag, an dem sich auch Ramas Familie entschloss vor dem Krieg zu fliehen. „Dann gingen wir. Wir gingen und gingen und gingen.“

Die Familie musste eine gefährliche Bootsfahrt überstehen, sich von Menschen verabschieden, „deren Reise im Meer zu Ende ging“, und viele Länder durchqueren. Der Weg war mühsam und beschwerlich, aber „jetzt trug uns die Hoffnung voran“. Endlich erreicht die Familie einen Ort, an dem sie in Sicherheit ist. Hier gibt es Menschen, die helfen und deren Lächeln zeigt: „Bleibt hier! Bleibt bei uns. Jetzt seid ihr sicher, hier ist kein Krieg.“ Die Familie ist erleichtert, auch wenn weiterhin offene Fragen nach der Zukunft bleiben.

Mit klaren Sätzen und schlichten Worten lässt Margriet Ruurs das Kind berichten, das für so viele andere Kinder (nicht nur aus Syrien) steht. Die Autorin - ursprünglich aus den Niederlanden, aber seit langem in Kanada zu Hause - findet eine bildreiche, poetische Sprache und beschreibt den Lebensweg der Familie einfühlsam, aber ohne künstliche Dramatik. Nachvollziehbar beschreibt sie kurze Situationen wie diese: „Ich lag wach, lauschte dem Wind und überlegte, ob der Mond anderswo genauso aufgeht wie bei uns.“

In einem Nachwort erzählt die Autorin, wie es zu diesem Buch kam. Im Internet sah sie Bilder des syrischen Künstlers Nizar Ali Badr, der aus einfachen Bergkieseln Figuren und Szenen legt und diese vor einem einfarbigen Hintergrund fotografiert. Seine Bilder erzählen auf lebhafte Art Geschichten, bringen auf differenzierte Weise Gefühle zum Ausdruck und berühren den Betrachter. „Wer war der Künstler, der gewöhnlichen Steinen so viel Leben einhauchen kann?“, fragte sich Margriet Ruurs. Nach langem Bemühen gelang es ihr Kontakt herzustellen, in Zusammenarbeit mit einem kanadischen Verlag konnte sie dann das gemeinsame Projekt mit ihm starten. Ein Teil des Verkaufserlöses soll Hilfsorganisationen zur Verfügung stehen.

Autorin und Illustrator erzählen diese Geschichte eines Abschieds, eines Aufbruchs, einer Flucht und einer Ankunft auf beeindruckende Weise. Will man etwas über das (schwierige) Leben in der neuen Heimat erfahren, muss man andere Geschichten lesen... oder sich in seiner eigenen Nachbarschaft umschauen. Auf jeden Fall ist ein eindrucksvolles, auf seine Weise einzigartiges Buch entstanden, dem man viele Leser wünscht. Ältere Grundschulkinder wird es ebenso ansprechen wie Jugendliche und Erwachsene.

Wunderbar, dass es auch auf Arabisch erscheint – so wird sichtbar, dass die Nöte und die Wünsche nach einer glücklichen Zukunft nicht an den Grenzen des eigenen Landes Halt machen und Lösungen der Probleme nur gemeinsam gefunden werden können.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von htd; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 29.06.2017

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