Rain Song

Autor*in
Babendererde, Antje
ISBN
978-3-401-06522-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
315
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2010
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Museumsmitarbeiterin Hanna fährt auf der Suche nach dem Vater ihres Kindes in die Nordwestecke der USA in dessen Heimatort. Dort trifft sie auf Feindschaft, Misstrauen und großes Entgegenkommen. Ein Mordanschlag misslingt, sie wird gerettet, aber keiner im Dorf will etwas sagen. Hilfe findet sie beim Bruder des Gesuchten, dem Sohn des berühmten Wappenpfahlschnitzers. Erst allmählich durchdringt sie das Schweigen und am Ende steht eine fürchterliche Entdeckung.

Beurteilungstext

Babendererdes Stärke ist die Schilderung der Innenwelt ihrer Protagonisten und eine profunde Kenntnis der Eigenheiten der Indianerstämme Nordamerikas. Diese Koppelung alleine ließe ihren Roman spannend werden, hinzu kommt hier ein wahrer Krimi, dessen Gehalt sich erst nach und nach erchließt. Anfangs sieht es so aus, als wäre ein Saboteur nur dagegen, dass zu viele Touristen das Dorf des (Totem-)Pfahlschnitzers besuchen. Nach und nach aber tut sich ein Abgrund an Hass und fehlgeleiteten Traditionen auf, der in einem Mord und weiteren Mordversuchen mündet. Die Makah-Indianer haben eine traditionelle Kastengesellschaft, in der es Aristokraten und Sklaven gibt. Die Sklaverei ist zwar schon seit über 100 Jahren abgeschafft, die Zugehörigkeit zu deren Familien verhindert aber nachhaltig eine Verbindung zwischen den Menschen dieser unterschiedlichen Schichten. Die Jungen leiden darunter und versuchen die Schranken zu überwinden, die Alten aber beharren auf Separierung, auf der Bewahrung der Tradition. Dass diese Tradition faschistoiden Charakters ist, wird zwar so nicht genannt, äußert sich aber in der Missachtung jeglicher Rechte der Sklavennachfolgerfamilien.
In diese Falle ist der Vater von Hannas Tochter geraten. Hanna hatte ihn eingeladen, für ihr Museum in Deutschland einen Wappenpfahl zu schnitzen, als Live-Begleitung einer Ausstellung. Das muss dem jungen Mann die Chance eröffnet haben, aus dem als Mangel empfundenen Sklavenruf auszubrechen und ein neues Leben in seiner Heimat zu beginnen, in das Frau und Tochter ihn begleiten sollten. Damit hat er aber im Sinne der harten Traditionalisten doppelt gegen deren Gesetze verstoßen und sein Leben verwirkt. Ein konsequentes Schweigen sollte die Tat verdecken, was auch gelungen wäre, wenn nicht Hanna nach fünf Jahren zu ihrer Suche aufgebrochen wäre.
Der moderne Indianer wird durch den neuen Freund dargestellt, Greg, der Hanna stets zur Seite steht, ihr Wege und Tore öffnet, dennoch aber in der Tradition des Stammes verwurzelt ist. Seine Träume lassen ihn letztlich den Fall lösen; Träume spielen überhaupt eine große Rolle auch für die ganz heutigen und realistisch denkenden Indianer. Sie sehen Träume nicht mehr als Schicksalsdeuter, sondern als Hinweis auf Zusammenhänge - das ist auch für uns europäische Rationalisten nachvollziehbar. Ähnliches gilt für die Rituale und Traditionen. Sie sind für die Heutigen nicht mehr Selbstzweck, sondern werden in das Leben des 21. Jahrhundert integriert.
So bekommt der Leser das Gefühl, Handeln und Beweggründe zu verstehen und sie nicht in reiner Karl-May-Romantik zu betrachten.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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