Radio Gaga on Air
- Autor*in
- Bongard, Katrin
- ISBN
- 978-3-407-80980-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 312
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- Weinheim
- Jahr
- 2006
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Nachdem - im ersten Band “Radio Gaga” - der Piratensender in Berlin von der Polizei geräumt wurde, sind Rocco und seine Freunde auf der Suche nach neuen Sendemöglichkeiten. Ein Versuch im kommerziellen Radio erweist sich als Sackgasse, dazu kommen Verwirrungen im Liebesleben, familiäre und schulische Probleme sowie Politärger mit demonstrierenden Faschos. Erst bei einem Besuch bei seiner Freundin in New York kommt Rocco die zündende Idee: Die freie Radiozukunft gehört den Podcasts.
Beurteilungstext
Der eher bürgerliche Leser muss am Anfang einige Schwierigkeiten überwinden: Anarchisch und chaotisch sind nicht nur manche Verhaltensweisen der Protagonisten, sondern auch Sprache und Diktion der Geschichte. Es dauert eine Weile, bis man sich in die Erzählung eingelesen hat, vor allem, wenn der Vorgängerband nicht bekannt ist. Dann aber erweist sich die lektüre als ausgesprochen wertvoll und lohnend. Selten war das Lebensgefühl älterer SchülerInnen so authentisch und einfühlsam geschildert, selten die Ernsthaftigkeit von Gedankengängen und Gefühlsaufruhr so glaubwürdig und nachvollziehbar. Das ist absolut auf der Höhe der Zeit, jugendangemessen ohne Anbiederung und ohne falsche Imitation.
Vor allem wird auch Lesern außerhalb der Zielgruppe eindringlich klar, wie ehrlich und ernst andere als die althergebrachten Lebensentwürfe durchdacht und fundiert sein können, wie ungerecht und an der Sache vorbei geläufige Vorurteile oft sind und wie lohnend eine sachliche Beschäftigung mit der Lebens- und Gedankenwelt mancher Jugendlicher auch für Erwachsene sein kann.
Das verlangt Durchhaltevermögen, Über-den-Schatten-springen-können und geistige Offenheit, aber der Versuch zahlt sich in Horizonterweiterung und dringend notwendiger Verständigungsbasis aus. Nicht alles, was hier beschrieben wird, sollte als Vorbild verstanden werden, aber immer ist der Versuch der Redlichkeit, der ehrlichen Ernsthaftigkeit zu spüren, Fähigkeiten, auf die unsere Gesellschaft nicht mutwillig verzichten kann.
Dem jugendlichen Leser selbst erschließt dieses Buch mögliche Gestaltungsformen abseits von “Abhängen” und “Null-Bock”, Wege des sinnvollen Einbringens in eine lebenswerte, demokratische Zukunft und des Widerstands gegen dumpfe Radikalität, ob von Rechts oder Links.
Insgesamt ein ungewöhnlich frischer und anregender Einstieg in Diskussionen über Lebensweisen, Zukunftsentwürfe, Medienpolitik und -konsum und zivilen Widerstand. Sehr lohnend!