Rachekuss

Schlagwörter

• Angst
• Gefühle
• Spannung

Teaser

Flora muss von Brasilien nach Deutschland umziehen, und das Leben wird für sie zur Hölle: Irgendjemand nutzt alle Möglichkeiten, um sie zu verleumden und zu belästigen - das Internet, ihre Garagenwand, ihre Mailadresse, ihr Handy. Nur die Außenseiterin Carina hält zu ihr, doch am Ende stellt sich heraus, dass gerade sie die schmutzige Kampagne gegen Flora betrieben hat - aus ihrer zutiefst gestörten Persönlichkeit heraus.

Beurteilungstext

Das Beklemmende an diesem Thriller ist, dass wir Leser früh ahnen, wer hinter all dem Furchtbaren steckt. Die Spannung entsteht nicht durch unsere Suche nach dem Täter, sondern durch die Angst, die sich verstärkt, je näher Flora sich an Carina anschließt. Als Leser erschließt man sich Stück für Stück Carinas Hintergrund durch Floras Beobachtungen bei Begegnungen mit Carinas Mutter deutet. Die alleinerziehende Mutter ist Alkoholikerin und weint einer Karriere als bedeutende Schauspielerin nach, die anscheinend durch die Geburt der Tochter gescheitert ist. Protokolle von Anamnesegesprächen eines Psychiaters mit einer namenlosen Patientin (bald wird deutlich, dass es sich um Carina handelt) geben weitere Einblicke in ihr inneres Erleben.
Die Autorin erzählt in der dritten Person, aber immer aus Floras Perspektive. Dieses Miterleben von Floras Verzweiflung, aber auch von ihrer Freude z. B. als sie sich in Yannik verliebt oder mit Carina herumalbert, wird spannungsreich dadurch kontrastiert, dass der Leser sieht, wie Flora mit jeder neuen Vertraulichkeit Carina gegenüber in ihr Verderben läuft.
Flora ist kein Mobbing-Opfer, denn die Außenseiterin Carina unternimmt die schädigenden Aktivitäten fast immer alleine, doch die Mittel, derer sie sich bedient, sind in Schlagzeilen als "Cyber-Mobbing" zu finden. Explizit erfahren wir viel darüber, wie Flora sich fühlt. Implizit aber erfahren wir sehr viel über Carina, also darüber, wie sich ein emotional verwirrter Mensch, anscheinend mit einem Krankheitsbild wie Borderline oder einer Psychose, seine Wirklichkeit zurechtbiegt.
Umschlagtext und Titel allerdings sind nicht passend: Es geschieht kein Mord, wie im Umschlagtext angedeutet, und niemand gibt jemandem einen Rachekuss.