Pullerpause in der Zukunft

Autor*in
Gehm, Franziska
ISBN
978-3-95470-209-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Klein, Horst
Seitenanzahl
232
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Leipzig
Jahr
2019
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

DDR Kids reisen in ihre Zukunft und erleben einen kleinen „Kulturschock“. Für eine Eingewöhnung bleibt keine Zeit, denn sie müssen eine Theaterschließung verhindern.

Beurteilungstext

Im zweiten Teil der „Zeitreise-Geschichte“ von Franziska Gehm müssen Jule und Letscho aus der DDR in das wiedervereinigte Deutschland reisen. Wie das gelingen kann? Natürlich mit dem Zeitreisekoffer von Jobst und seiner Mutter Susanne. Mit diesem besonderen Koffer kann man Zeit und Raum überwinden. Im letzten Sommer waren Jobst und Susanne auf ihrer Rückreise aus dem Mittelalter, als sie einen ungeplanten Zwischenstopp im Jahr 1987 einlegen mussten und zwar in einer Kleinstadt der DDR. Dort war dann plötzlich ihr Zeitreisekoffer verschwunden. Aber zum Glück haben ihnen damals der Theaterregisseur Frank Kühne, seine Tochter Jule und deren Freund Letscho geholfen, den Koffer wiederzufinden. Diese rasante Suchaktion hat die drei Kinder zusammengeschweißt und sie sind beste Freunde geworden.
Und nun haben Jobst und seine Mutter erfahren, dass das Theater von Frank geschlossen werden soll. Um das zu verhindern, saust Jobst zurück in die Vergangenheit, um die Freunde in das heutige Deutschland zu holen. Wie sich herausstellt, hat die Stadt das Theatergebäude an die Immobilienfirma „Hille Home“ abgegeben, denn der Bürgermeister ist der Meinung: „Wer geht denn heutzutage noch freiwillig ins Theater? Da sitzen doch nur noch Schulklassen, die von einer übereifrigen Deutschlehrerin dazu verdonnert wurden.“ (S. 110/111) Wenn es nach dem Investor geht, einem reichen Immobilienhai namens Torsten Hille, sollen dort bald Luxuswohnungen und Büros entstehen. Aber die drei Freunde staunen nicht schlecht, Torsten Hille ist Letschos „Zukunfts-Ich“. Und er ist nicht der einzige, der eine steile Karriere gemacht hat, auch der Bürgermeister ist ein „alter Bekannter“. Doch wie nun das Theater retten? Alle sind sich einig, helfen kann nur die „Besetzung“ des Gebäudes und ein großes Theaterfest. Nun werden Flyer und Plakate gedruckt, eine Unterschriftenliste angefertigt, Freunde und Bekannte mobilisiert und sogar ein Videoclip mit einer tanzenden Bud-Spencer-Pappfigur aufgenommen, der die Freunde zu YouTube-Stars werden lässt. Selbst vor einer „Entführung“ schrecken sie nicht zurück. Ob der Plan am Ende aufgeht?
Franziska Gehms Geschichte hat ein flottes Tempo und lebt von zahlreichen witzigen Dialogen, die insbesondere durch Letschos fröhliche und unbekümmerte Art entstehen. Die Leserinnen und Leser haben viel zu lachen, wenn er seine Verwunderung über die vielen neuen technischen Errungenschaften zum Besten gibt. Diesen „Schmartföhn“ zum Beispiel findet Lestscho „astrein“, Telefon, Postkarte, Fotoapparat und sogar Gartenzwerg-Stadtplan in einem! Jule ist davon auch begeistert und während sie so durch ihre alte neue Stadt ziehen, macht sie ein Foto nach dem anderen. Vieles hat sich verändert, dass macht Jule und Letscho sehr nachdenklich. Sie fragen sich, was denn eigentlich von ihrem Leben in der DDR übrig geblieben ist. Letscho stellt fest: „Na toll. Das Sandmännchen hat es als einziges Kulturgut der DDR in die Zukunft geschafft.“ (S. 95)
Diese ernsten Zwischentöne von Franziska Gehm, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist, machen nachdenklich und regen junge Leserinnen und Leser dazu an, über die positiven und negativen Seiten der Wende nachzudenken. Auf humorvolle Art und Weise, ohne zu werten, gibt die Autorin Einblicke in ihre eigene Kindheitsgeschichte und verknüpft diese mit der heutigen Zeit. Ihre Freundschaftsgeschichte ist sehr empfehlenswert, vor allem die skurrilen Wortschöpfungen bereiten großen Spaß. Denn, was mögen wohl „Kuba-Kullern“, eine „Bowu“ oder eine „Flitz-Gurke“ sein? Das Buch eignet sich auch für den Schulunterricht, um über die gesellschaftlichen Veränderungen zu sprechen, die der „Mauerfall“ für die Menschen mit sich gebracht hat und welchen Veränderungen sie sich bis heute stellen müssen.
Das Buch kann ohne den ersten Band zu kennen gelesen werden. Aber wer mehr über die drei Freunde und ihre turbulente Koffersuche im Jahr 1987 in der ehemalige DDR erfahren möchte, sollte Teil 1 „Pullerpause im Tal der Ahnungslosen nicht versäumen.
Bianca Röber-Suchetzki

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BiSu; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 02.04.2020

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