Prinz und Ritter
- Autor*in
- Haack, Daniel
- ISBN
- 978-3-948417-22-2
- Übersetzer*in
- Fischer, Andrea
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Lewis, Stevie
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- aaaa
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Düsseldorf
- Jahr
- –
- Preis
- 0,00 €
- Bewertung
Teaser
Eine Märchengeschichte über die Hochzeit eines Prinzen und eines Ritters, die allen guten Vorhaben zum Trotz zahlreiche problematische Geschlechterstereotype reproduziert.
Beurteilungstext
„Prinz und Ritter“ verfolgt das Anliegen, mit heteronormativen Stereotypen in Märchenproduktionen zu brechen, und scheitert daran ganz gewaltig. Das Debut des Autors Daniel Haack beinhaltet eine klassische Märchenerzählung, die sich von sonstigen Märchen lediglich dadurch unterscheidet, dass der Prinz am Ende der Geschichte keine Prinzessin, sondern einen Ritter heiratet. Die Handlung ist ebenso überschau- wie vorhersehbar: Die Eltern des Prinzen wollen, dass er heiratet und stellen ihm viele „junge Damen“ vor. Alle sind entzückt von ihm, doch er kann sich für keine begeistern und weist alle zurück. Derweil wird das Königreich von einem gefährlichen Drachen bedroht, woraufhin sich der Prinz sofort auf den Weg begibt, den Drachen zu bekämpfen. In der Kampfszene taucht plötzlich ein Ritter auf, der den Prinzen unterstützt und mit ihm gemeinsam den Drachen tötet. Nach dem Kampf schauen sie sich verliebt in die Augen, heiraten kurz darauf und die Eltern des Prinzen sind froh, dass er sein Glück gefunden hat. Damit entspricht die Story bis auf wenige Details dem einige Jahre zuvor erschienenen „König und König“ von Linda de Haan und Stern Nijland (Gerstenberg 2014).
So löblich das Anliegen ist, mehr Vielfalt in der Kinder- und Jugendliteratur zu schaffen und queere Menschen auch in Märchengeschichten zu portraitieren, so muss doch festgehalten werden, dass das Buch mehr Klischees und problematische Gedanken reproduziert als abbaut. So ist bereits bedenklich, dass der Prinz überhaupt auf Wunsch seiner Eltern hin heiraten soll. Auch die Prinzessinnen werden alle „zur Ansicht“ von ihren Eltern vorbeigebracht, wobei sie ohne Ausnahme völlig verzückt auf den Prinzen reagieren – eine fällt sogar in Ohnmacht – und untröstlich sind, als er sich nicht für sie entscheidet. Die einzige Funktion der weiblichen Figuren im Buch ist also, dem Prinzen als potentielle Partnerinnen angeboten und von ihm abgelehnt zu werden, wobei der Prinz bei dieser Zurückweisung nicht einmal mit den Prinzessinnen selbst spricht, sondern das Wort nur an deren Eltern richtet. Dass flächenhafte Figuren ein charakteristisches Merkmal von Märchen darstellen, kann als teilweise rechtfertigend für diesen Umstand angesehen werden, doch diese hätten sich auch erstellen lassen, ohne problematische Geschlechterstereotype aufzugreifen, mit denen das Märchen eigentlich brechen will. Dass der Prinz anschließend im Alleingang losreitet, um den Drachen zu töten, während alle anderen Bewohner*innen aus dem Land fliehen, schließt an toxische Männlichkeitsideale an, deren Vermittlung an Kinder wohl kaum wünschenswert ist. Zu allem Überfluss ist die Geschichte in überaus schlechten Reimen verfasst. Das Metrum wird immer wieder gebrochen, sodass es beim Vorlesen gewaltig holpert – Beispiel hierfür: „Der Ritter lüpfte seinen Helm, ein Mann, so schön und kräftig. Als sie sich in die Augen sahen, ihre Herzen klopften heftig.“ Die zugehörigen, computergestützt gestalteten Illustrationen von Stevie Lewis zeigen comicartige Charaktere mit verschiedenen Hautfarben, die allesamt sehr dünn sind – die Taillen der Prinzessinnen haben die gleiche „Breite“ wie ihre Oberarme, sodass auch auf der Bildebene problematische Weiblichkeitsideale weitergetragen werden. Insgesamt ein Bilderbuch, das sein Anliegen, mehr Repräsentation queerer Menschen in der Kinder- und Jugendliteratur zu schaffen, mehr schlecht als recht umsetzt und nicht empfohlen werden kann.