Pirat Seewolf lernt lesen
- Autor*in
- Glitz, Angelika
- ISBN
- 978-3-7432-0045-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Rarisch, Ines
- Seitenanzahl
- 40
- Verlag
- –
- Gattung
- ErstlesebuchTaschenbuch
- Ort
- Bindlach
- Jahr
- 2018
- Lesealter
- 6-7 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 3,95 €
- Bewertung
Teaser
Als Seewolfs Großmutter sich auf das Altenteil zurückzieht, hinterlässt sie eine Schatzkarte. Leider kann Seewolf nicht viel damit anfangen, denn er müsste lesen können, damit sie hilfreich wäre. Mit viel Witz in Wort und Bild erzählt dieses Erstlesebuch vom mühsamen Leselernprozess eines ausgewachsenen Piraten.
Beurteilungstext
Die alte Piratengroßmutter ist doch ein Fuchs: Sie führt den Piratenenkel auf die Spur eines Schatzes und hat dafür eine Menge Zettel geschrieben, die in einer Schatzsuche gefunden und gelesen werden müssen. Aber dafür müsste man lesen können. Zum Glück trifft Seewolf auf die Schafsklasse, die auf Schiffsexkursion viel über Krabbeltiere lernen will. Und Eduard, den der Pirat kurzerhand "raubt", bringt ihm nach und nach das Lesen bei. Was schadet es da schon, dass der Schatz eine Kiste voller spannender Bücher ist, die der Pirat unter seinem Bett findet?
Zunächst scheint die Geschichte für erwachsene Leser*innen wenig originell - wer sich mit Büchern und Storys auskennt, wird von der Grundhandlung wenig überrascht sein. Doch liegen die Qualitäten in Erzähldetails und der liebevollen Erzählweise. "Bleib sauber, mein Junge! Und lern endlich lesen!", mit diesen Worten lässt die 113 Jahre alte Großmutter Seewolf allein. Oder die Einführung der Schafsklasse (die aus menschlichen Kindern besteht) und das Leben der Sandflöhe erforschen will - das ist ein schönes Erzählbild, das von den Illustrationen unterstützt einen Forschungseifer der Kinder zeigt, ein positives Lernbild. Die Leselernmethode, die Eduard anwendet, ist fachdidaktisch zwar grober Humbug, aber sie gibt Raum für Sprachwitz: Für jeden zu lesenden Buchstaben sagt er einen kurzen Satz, der oft mehrdeutig verstanden werden kann, z. B. für die beiden letzten Buchstaben des Wortes "Kokosnuss":
"S wie: Sieh mal dort, ein fliegendes Kamel.
S wie: So, nix wie weg!"
Und dann kann Eduard dem Piraten entkommen.
Sprachlich hebt sich dieses Buch von anderen Büchern für Erstlesende deutlich ab. Trotz einfacher Wörter und eines schlichten Satzbaus gelingt es Angelika Glitz hervorragend, die Geschichte sprachlich interessant, abwechslungsreich und mit viel Witz zu erzählen. Dies wird durch das Zusammenspiel von Text und Bild unterstützt, indem die Bilder zum Teil wichtige Funktionen für den Fortgang der Geschichte übernehmen. Zudem setzt Ines Rarisch ihren Darstellungen eigene Akzente: So wird der Pirat durchgängig von einer weißen Ratte begleitet, die selbstständig agiert. Als weiterer Pluspunkt ist zu werten, dass in die Bilder immer wieder Schrift integriert ist, etwa bei den Schiffsnamen. Und es werden einige Nachrichten als kleine Handschrift im Bild dargestellt: Wer sie da schon entziffert, erfährt früher als im Lesetext, was dort steht.
Einziger Maluspunkt in diesem Buch sind die Leserätsel. Es sind keine Rätsel, sondern einfache Leseverstehensaufgaben, die schriftlich in 1 - 4 Zeilen zu bearbeiten sind und weder auf die oft vorhandene literarische Vieldeutigkeit zielen, noch zum Weiterdenken, Werten oder Imaginieren anregen. Schade!
Insgesamt zeigt sich aber in diesem kleinen Büchlein eine hervorragende Geschichte für den Leseanfang.
Christoph Jantzen, AJuM Hamburg