PETRICHOR. Eine Fahrradtour durch die Stadt

Schlagwörter

• Diversität
• Kunst

Teaser

Dieses textlose Bilderbuch ist ein ästhetischer Kunstgenuss. Es bedarf keines Texts, um mit allen Sinnen zu erfahren, was Isaak auf seiner abwechslungsreichen Fahrradtour durch die Stadt erlebt.

Beurteilungstext

„Als Petrichor wird der Geruch von Regen auf trockener Erde bezeichnet.“ Das Wort leitet sich aus dem Altgriechischen ab. Es wurde von australischen Forschern verwendet, die die Ursache für die spezielle Geruchsentwicklung beschrieben haben.

Der Titel und das Vorwort laden dazu ein, Isaak auf seiner Radtour zu begleiten, um die Stadt mit allen Sinnen zu erkunden und auf sich wirken zu lassen. Auf den ersten Blick scheint in dem textlosen Bilderbuch die Bildebene mit ihrer raffinierten Vielfältigkeit im Vordergrund zu stehen. Ebenso bedeutend ist aber, das Geschehen sinnlich zu erfassen. Nicht nur zu sehen, sondern auch zu riechen, zu hören, zu spüren. Beeindruckend ist die Darstellungsweise der Ereignisse in der turbulenten Großstadt. Man scheint selbst in einen Auffahrunfall verwickelt zu sein, vom Regen durchnässt zu werden oder gegen einen Sturm anzukämpfen. Der Geruch der Abgase steigt einem in die Nase. Mal identifiziert man sich mit den Passanten in ihrer Diversität, mal mit den Auto- oder Radfahrern. Je öfter man das Buch betrachtet, desto mehr Details fallen ins Auge.

Das Buch ist in großem Querformat hochwertig gestaltet. Die Illustrationen auf den zusammenhängenden Doppelseiten wirken wie Collagen mit Überlagerungen, unterschiedlichen Perspektiven, Formaten und stark variierenden Proportionen. Abstrakt stilisierte Menschen mit ausdrucksstarken Zügen haben ganz unterschiedliche Ausmaße. Isaak ist auf seinem Fahrrad auf jedem Bild zu finden, überdimensional groß oder winzig klein. Geometrische Formen dominieren. Kräftige, bunte Farben wechseln mit Schwarz und Schattierungen unterschiedlicher Grautöne. Gestochen scharf voneinander abgegrenzte, großflächige Darstellungen sind leuchtend einfarbig ausgemalt. Kleinere Abbildungen wie Fahrzeuge oder die Kleidung der Menschen sind ebenfalls einfarbig oder gemustert mit Punkten, Streifen und Karos. Manche Flächen wirken transparent, in unterschiedlichen Richtungen wie mit Bleistift schraffiert oder erinnern an eine aufgeklebte Tapete. Klare Konturen schaffen Struktur und verhindern einen chaotischen Gesamteindruck durch die große graphische Vielfalt.

Das hervorragend gestaltete Buch beeindruckt durch seine außerordentlich abwechslungsreiche Bildgebung von hoher ästhetischer Qualität. Die Botschaft, die Welt um sich herum mit allen Sinnen aufmerksam wahrzunehmen, wird überzeugend dargestellt. Das Buch ist in seiner Vielschichtigkeit anspruchsvoll, aber je nach Alter und Lebenserfahrung unterschiedlich interpretierbar und daher auch schon für jüngere Kinder geeignet.
Petrichor ist das Bilderbuchdebüt der Künstlerin Inga Krause und wurde bereits für zwei Preise nominiert.