Peter in Gefahr

Autor*in
Bate, Helen
ISBN
978-3-89565-373-5
Übersetzer*in
Pressler, Mirjam
Ori. Sprache
Engl.
Illustrator*in
Bate, Helen
Seitenanzahl
44
Verlag
Moritz
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Frankfurt
Jahr
2019
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

In dem comicartigen Bilderbuch erzählt der jüdische Junge Peter, wie er und seine Eltern in Budapest die Verfolgung durch die Nationalsozialisten in Verstecken überleben, ebenso die Bombardierung der Stadt und den Einmarsch der sowjetischen Armee, dann die Nachkriegszeit mit Hunger und Kälte in den Trümmern.

Beurteilungstext

Form
Comicform mit Panels, darin Felder mit kurzen einfachen Sätzen oder Personen mit Sprechblasen. Die Personenzeichnung ist grob vereinfachend ohne Individualisierung mit Mimik in der Art der japanischen Animationsfilme. Gestik und Personenanordnung sind allerdings ausdrucksstark. Die bunte Farbigkeit soll das düstere Thema für Grundschulkinder erträglich machen.
Vor- und Nachsatzblatt bringen beide den gleichen Stadtplan von Budapest, auf dem die verschiedenen Verstecke und anderen Aufenthaltsorte markiert sind, begleitet von einer kennzeichnenden kleinen Zeichnung.

Inhalt
Peter lebt mit seinen gutbürgerlichen Eltern und einem Kindermädchen in Budapest. Nach Erlass der Judengesetze verändert sich sein normales Leben Schritt für Schritt. Das Kindermädchen Rosa darf nicht mehr für sie arbeiten und geht zurück aufs Land. Stattdessen kommt die ältere Cousine Eva zu ihnen, weil sie bei ihren Eltern nicht mehr sicher ist. Nun müssen sie einen gelben Stern auf dem Mantel tragen und dürfen nicht mehr mit Bussen und Zügen fahren. Als ihnen angekündigt wird, in ein Ghettohaus gebracht zu werden, vergräbt der Vater die wichtigsten Dokumente und Fotos in einer Blechschachtel im Garten und taucht im Untergrund unter. Das Ghettohaus wird für die Deportation geräumt, aber ein Soldat verschont Peters Familie. Sie begeben sich zu dem Vater in sein Versteck, in dem sie sich nur nachts bewegen können. Die Eltern entscheiden sich dafür, dass Peter und Eva in ein Heim kommen, in dem Kinder für die Auswanderung vorbereitet werden. Doch auch dieses Haus wird geräumt, Peter und Eva können sich allerdings in einem Schrank verstecken und zu den Eltern zurückkehren. Die Bombardierung und den Einmarsch der sowjetischen Armee erleben sie unter Entbehrungen und in Angst im Keller. Nach Beendigung der Kämpfe kehren sie in ihre intakte Wohnung zurück, in der nur ein Loch in der Wand klafft. Die Kinder spielen in den Trümmern und werden dann zum Kindermädchen Rosa aufs Land geschickt. In der Familie wird ein Geschwisterchen geboren.

Botschaft
Die Ich-Erzählung erfolgt aus naiver kindlicher Sicht. Den Protagonisten beschäftigen kindliche Probleme wie die Langeweile in den Verstecken und Möglichkeiten für Spiel und Ausweichen in die Phantasie durch die Lektüre eines Geschichtenbuches, die sich dennoch auftun. Ihn bedrängen aber ebenso existentielle Probleme wie Kälte und Hunger und die Angst um den Vater, der zeitweise von ihnen getrennt ist. Nicht mit konkretem Wissen, aber diffus ist dem Kind die ständige tödliche Bedrohung bewusst, besonders, wenn Nachbarn oder die anderen Kinder des Kinderheims mit Lastwagen abgeholt werden.
Die Erzählung hält die Balance zwischen bedrohlichen und entlastenden Szenen. Besonders die liebevolle Fürsorge der Eltern und der älteren Cousine beschützen Peter. Und es gibt einen hilfreichen Soldaten, der die Familie bei der Razzia auslässt und einen Soldaten der Untergrundarmee, der Peter und Cousine Eva rät, sich im Schrank zu verstecken. Unter den plündernden Sowjetsoldaten ist einer, der ihnen Brot schenkt
So überleben sie immer wieder, und das Buch hat ein positives Ende.
Dass nur wenige Juden dieses glückliche Schicksal hatten, wird nur indirekt deutlich, als Cousine Eva für immer bei ihnen bleibt (weil ihre Eltern tot sind) und als Peter eine Blechschachtel mit Spielzeugsoldaten findet, die ein Junge im Garten vergraben hatte. Die Hoffnung, dass er sie einst wieder abholen wird, wird offen gelassen. Die Geburt des Geschwisterchens ist ein reales Zeichen der Wiederherstellung des Ausgangszustands und einer hoffnungsvollen Zukunft.

Vermittlung
Das Buch wendet sich an eine Zielgruppe im Grundschulalter. Die anfängliche Schilderung von Peters Kinderspielen in seinem normalen Leben schafft Anknüpfungspunkte und erleichtert Grundschulkindern die Identifikation und den Einstieg in die Geschichte.
Wegen deren noch geringer seelischer Belastbarkeit stehen die emotionalen Aspekte im Vordergrund: Spannung, Angst, Gefahr und Rettung, d. h. ein positives Ende. Die brutalsten Tatsachen werden ausgespart. Der Anfang, an dem Peter die Blechdose zeigt, in der die Familie ihre wichtigsten Dokumente und Familienfotos gerettet hat, gibt den Betrachtenden die Sicherheit, dass die Geschichte ein gutes Ende nehmen wird. Der Hintergrund an realen Fakten und politischen Zusammenhängen wird erst in einem Nachwort, das sich an ältere Kinder oder Vermittler richtet, nachgereicht.
Ein zweites Nachwort beglaubigt das Erzählte als authentisch und bringt Fotos von dem tatsächlich existierenden Peter und seiner Familie damals und heute und bekräftigt das für Grundschulkinder besser erträgliche tröstliche Ende, dass Peter diese schreckliche Zeit wirklich überlebt hat. Aber es bringt auch das traurige Schicksal von Cousine Evas Eltern zur Sprache.
Mit den Themen der Judenverfolgung in ihren Aspekten von Diskriminierung, Ghettoisierung, Abtransport, Auswanderung und Versteck und mit den zusätzlichen Themen von Untergrundarmee, Bombenkrieg, Einmarsch der Sowjetarmee, Trümmerzeit und Evakuierung aufs Land hat die Autorin allzu viele Themen angerissen, die nicht vertieft werden konnten. Eine Erarbeitung in der Gruppe sollte sich auf ein einziges Thema konzentrieren und dazu Begleitmaterial anbieten, das eine allererste Vorstellung vom Nationalsozialismus und vom Antisemitismus vermittelt. Weitere politisch-historische Bildung kann sich dann erst in späteren Klassen anschließen.
Die einfachen kurzen Sätze und die lesefreundliche Schrift sollen nicht darüber täuschen, dass dies kein Leseanfängerbuch zur Einzellektüre ist, sondern der intensiven Vermittlung bedarf.

Zur Autorin /Illustratorin
Helen Bate wurde 1955 in Wolverhampton in England geboren. Sie arbeitete als Architektin und Verlegerin von Büchern für Demenzkranke. Erst 2006 begann sie, Kinderbücher zu schreiben und zu illustrieren. Inzwischen sind es sechs Titel. Nur „Peter in Peril“ wurde ins Deutsche übersetzt, und das von Mirjam Pressler, die sich immer wieder dem Thema des jüdischen Lebens und der Judenverfolgung gewidmet hat.

Geralde Schmidt-Dumont, Hamburg

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Diese Rezension wurde verfasst von gsd; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 02.04.2020

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