Pembo - Halb und halb macht doppelt glücklich!

Autor*in
Bosse, Ayse
ISBN
978-3-551-65039-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Beyoglu, Ceylan
Seitenanzahl
272
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2020
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Aufgepasst und Bühne frei! Hier kommt Pembo, geboren in der Türkei und nun ganz plötzlich nach Hamburg „verfrachtet“. Mit Witz und Tempo erzählt Ayse Bosse von einem gelingenden Migrationsprozess, der aber nicht frei ist von Ambivalenzen, Heimweh und Trauer. Sie legt damit einen interkulturellen und teilweise auch mehrsprachigen Kinderroman der besonderen Art vor. Absolut zu Recht wurde der Titel im Jahr 2021 für den deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Kinderbuch nominiert.

Beurteilungstext

Pembo heißt eigentlich Pembegül, ein Name, den sie hasst, zu sehr ist er im Türkischen assoziiert mit rosafarbenen Blumen und mädchenhaften Glitzer-Klischees, welche die Protagonistin und Ich-Erzählerin zutiefst ablehnt. Der Kinderroman setzt in medias res mit einer Traumsequenz ein und erinnert mit dieser Anlage frappierend an Isabel Abedis populäre „Lola“-Serie, in deren Tradition sich Bosses Kinderroman durchaus einordnen lässt – und damit ein Stück weit auch in jene des komischen Familienromans. In beiden Fällen handelt es sich um Texte, in denen aus kindlich-weiblicher Sicht von Umzug, Entwurzelung und interkulturellem Miteinander erzählt wird und die vor allem auf Komik setzen, die sich vorrangig auf die Darstellung der Familienstrukturen bezieht. Und: Beide Protagonistinnen ziehen nach Hamburg. Für Pembo, die gewitzte Heldin aus Bosses Roman, ist das alles andere als leicht: Der Abschied von der Türkei, vor allem der von ihrer besten Freundin, fällt ihr schwer, womit Reflexionen über Abschied im Allgemeinen einhergehen. „Abschiednehmen ist sehr schwer. Für die, die gehen, genauso wie für die, die bleiben.“ (S. 63). Trotz der Trauer und dem Heimweh, dass Pembo empfindet, gelingt es ihr, in Hamburg heimisch zu werden und einen Freund zu finden, obwohl die Bedingungen wahrlich nicht leicht sind. Dank ihrer deutschen Mutter spricht sie gut Deutsch, darum kommt sie in der Schule gleich relativ gut mit. Am schwersten tut sich ihr „Baba“: Er hat in Hamburg einen Friseursalon geerbt, der sich in realiter als Hundesalon entpuppt. Das ist ein Drama, denn Pembos Vater leidet seit Kindertagen unter einer Hundephobie. Allein in der Anlage dieses Handlungsstrangs wird die dominante Komik offenbar, welche die Leichtigkeit der Erzählung trägt. Bosse spielt mit interkulturellen Klischees, ohne je die Bodenhaftung zu verlieren: Komik und Ernst gehen eine überzeugende Union ein und machen „Pembo“ zu einem herausragend guten interkulturellen Kinderroman, der es schafft, realistisch und doch nie langweilig zu sein. Dass die Temperatur in Hamburg indes im Sommer hier nie über 24 Grad steigt und Pembo ständig friert, mutet hingegen in Zeiten des Klimawandels etwas seltsam an (wann hatten wir denn in Norddeutschland zuletzt so einen kühlen und nassen Sommer?), ebenso das winzige Detail, dass Pembo vor ihrem ersten Schultag im Altonaer „Mercado“ einkaufen war: Am Sonntag? Na ja, der kann verkaufsoffen gewesen sein. Ansonsten folgt die Kartierung einwandfrei der realen Geographie Hamburg-Altonas – und das sind ja nur Kleinigkeiten. Überzeugend fügt sich auch die Mehrsprachigkeit in den Text ein, kapitelweise finden sich typographisch wie Merkzettel gestaltete Vokabellisten in Deutsch- Türkisch. Die wunderbaren Aquarellillustrationen von Ceylan Beyoglu fangen Pembos Emotionen und Vorstellungsbilder gekonnt ein, die gelegentlich zwischen Imagination und Realität hin und her pendeln. Auch das zeigt sich in den Bildern. Und: „Es gibt sie überall, und es gibt viel mehr liebe Menschen. Ist das nicht irre gut, ist das nicht megamagisch. Zu Hause ist man überall, wenn man seine liebsten Menschen im Herzen hat, das versteht sie jetzt.“ (S. 185)
In diesem Sinne: Ein großartiger Kinderroman, empfehlenswert für die häusliche und schulische Lektüre in den Klassenstufen 4-6.

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Diese Rezension wurde verfasst von Kirsten Kumschlies; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 12.10.2022

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