Pedro und der Drachen

Autor*in
Amanshauser, Martin
ISBN
978-3-85452-187-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Loske, Judith
Seitenanzahl
28
Verlag
Picus
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Pedro hat einen wunderbaren neuen Drachen bekommen. Aber nicht nur er selbst ist begeistert von seinem Papagaio-Drachen. Einige Jungen am Strand von Rio de Janeiro haben es auf Pedros Drachen abgesehen.

Beurteilungstext

Pedro lebt mit seiner Mutter in einer Favela in Rio de Janeiro. Favelas in Brasilien sind das, was wir als Armutsviertel, Ghetto oder sozialen Brennpunkt bezeichnen würden. Obwohl die Kinder dort in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen, agieren sie fröhlich, wie es die Illustrationen von Judith Loske zeigen. Die Häuser wirken in den bunten Zeichnungen wohnlich und anheimelnd, obwohl im Text Pedros Armut nicht unerwähnt bleibt. Jeden Tag freut sich Pedro darauf, seinen kleinen, selbst gebauten Drachen Dragao an der Copacobana steigen zu lassen, obwohl er dafür einen weiten Weg gehen muss. Bei den vielen Kindern und Erwachsenen, die am Strand ihre Drachen steigen lassen, fühlt sich Pedro wohl, hier kann er das ökosoziale Prekariat seiner Herkunft vergessen. Damit, dass Pedro eines Tages für nur einen einzigen Centavo einen wunderbaren Drachen, Papagaio, bekommt, werden ein paar fast magische Züge in die Geschichte eingefügt. Papagaio ist anscheinend ein Wunderdrachen; das deutet sich schon darin an, wie Pedro den Drachen von einem kleinen alten Mann erhält: nämlich für einen symbolischen Wert von einem Centavo. Dieser wunderbare Drachen kann so hoch aufsteigen wie kein anderer Drachen am Strand. Spannend wird die Geschichte in dem Moment, als ein Junge aus der Favela - im Text als "Taugenichts" bezeichnet - unbedingt Pedros Superdrachen haben will. Pedro verkauft dem Jungen seinen alten Drachen. Aber damit handelt er sich nur Ärger ein, denn am nächsten Tag steht der Taugenichts mit seinen Kumpanen aus der Favela vor Pedro und verlangt wütend den neuen Drachen oder sein Geld zurück. Pedro ist der aggressiven Meute hilflos ausgeliefert, denn das Geld hat er längst seiner Mutter gegeben und den Drachen Papagaio will er um keinen Preis abgeben. Aus dieser ausweglosen Situation wird Pedro von seinem Wunderdrachen gerettet: Papagaio zieht den kleinen Jungen hoch hinauf in die Luft. Für den Taugenichts und die Straßenkinder ist das pure Zauberei, das bedeutet für sie - nichts wie weg. Der Schluss lässt einige Fragen offen. Muss Pedro nicht noch weiter Angst haben vor dem Taugenichts und dessen Straßenkinder-Bande? Werden diese Jungen Pedro in den nächsten Tagen weiter verfolgen? Kann Pedro seinen Drachen Papagaio behalten? Angesichts dieser Fragen bietet der Schluss sicher noch viele Gesprächsanreize und auch die Möglichkeit, sich mit dem Leben in einer brasilianischen Favela zu beschäftigen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Ilo.
Veröffentlicht am 01.10.2016